Stats

HomeBerufstätigkeitWarum Alleinerziehende so gute Mitarbeiter sind

Warum Alleinerziehende so gute Mitarbeiter sind

Wieder einmal ging es durch die Presse: Anonyme Bewerbungen erhöhen die Chancen von Frauen, ins Bewerbungsgespräch zu kommen. Dass im Vorstellungsgespräch selbst dann klar wird, dass sich hier eine Frau bewirbt und wie alt diese ungefähr ist, liegt in der Natur der Sache.

Ich bin aber davon überzeugt, dass wenn frau da erst einmal sitzt und einen guten Eindruck macht, es dem Gegenüber aus der Firma viel schwerer fällt, über ihre guten Qualifikationen und den prima Gesamteindruck hinwegzusehen, um sich dann doch für den schlechter qualifizierten Mann ohne „Ausfallrisiko“ zu entscheiden.

Dass auch Männer in der Familiengründungsphase mittlerweile von den Firmen als gewisses Risiko gesehen werden, weil sie vermehrt Elternzeit nehmen, finde ich daher wunderbar. Aber die Risiken lassen sich (noch) nicht vergleichen und werden auf absehbare Zeit weit auseinanderklaffen, was nicht nur mit Biologie, sondern auch mit fürchterlich festsitzenden veralteten Rollenbildern zu tun hat. Alleinerziehende, so sagte mir mal eine Personalerin privat, würden bei den Bewerbungsrunden allerdings immer zuerst aussortiert und haben es noch schwerer als Frauen im gebährfähigen Alter oder Mütter mit jungen Kindern, einen Job zu finden.

Bis im Jahre 2050 oder so die Europäische Kommission anonyme Bewerbungen zur Pflicht macht, bin ich leider 80 Jahre alt. Und deswegen für alle Firmen und Zweifler hier:

10 Gründe, warum Alleinerziehende so gute Arbeitnehmer sind. Sie…

  1. Sind es gewohnt Verantwortung zu tragen
  2. Können prima delegieren, weil sie es privat müssen
  3. Haben wenig Bedenken, ihr Kind fremdbetreuen zu lassen
  4. Reichen selten „gelbe Scheine“ ein, denn sie versuchen zur Arbeit zu kommen, auch wenn das Kind krank ist
  5. Haben kaum Skrupel, auch mal ein leicht krankes Kind fremdbetreuen zu lassen (Oma, Freunde, Verwandte, Babysitter)
  6. Sind unendlich froh über den Job und wollen ihn unbedingt behalten
  7. Sind wahre Organisationswunder, weil sie ALLES alleine stemmen
  8. Denken mit und haben das Wohl der Firma im Auge, denn siehe 6
  9. Sind unglaublich flexibel und lösungsorientiert
  10. Ernähren eine Familie und möchten ihren Kindern ein Leben jenseits von Armut und Hartz IV ermöglichen

Natürlich gibt’s Alleinerziehende, die ihr Kind nicht gerne fremdbetreuen lassen, wenn es krank ist (ich war aber immer heilfroh, wenn ich ins Büro konnte und mein Au-Pair übernahm). Und sicher sehen auch manche Alleinerziehende es gar nicht ein, keinen gelben Schein einzureichen, wenn der Nachwuchs fiebert. Aber die meisten werden es sich gut überlegen, ob sie eines kranken Kindes wegen der Arbeit fernbleiben.

Denn es gilt dem Klischee vorzubeugen, dass Alleinerziehende, denen ja die doppelte Zahl an Fehltagen wegen kranker Kinder gegegenüber Paar-Eltern zusteht, ständig fehlten. Wobei ich sowieso finde, dass die gesamten Krankheitstage pro Kind nur genommen werden dürften, wenn sich beide Eltern bei der Betreuung kranker Kinder tatsächlich abwechseln, das also nicht immer an den Müttern hängengleibt, weil diese „in ihrem Job eher fehlen können und nicht so wichtig sind“.

Meine Freundinnen mit Kindern und ohne Mann sind jedenfalls überdurchschnittlich engagiert, was ihren Job betrifft. Und improvisieren wie Weltmeister, um weiter in Brot und Lohn zu bleiben. Wenn das nur die Firmen wüssten!

Linktipp: Anonyme Bewerbungen: Kandidat ohne Eigenschaften, F.A.Z. Online vom 25.11.2013

Fünf Gründe, warum Mütter jede Firma bereichern von Béa Beste im Impulse vom 1.10.2013