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Mama arbeitet als live Studiogast im SWR TV – so war das!

Die Anfrage kam schon vor einigen Wochen – das Telefon klingelte und eine Frau stellte sich als SWR Redakteurin vor, die mal vorfühlen wollte, ob ich mir vorstellen könnte, für eine Sendung im Fernsehen nach Baden-Baden zu fahren, um über meinen Blog „Mama arbeitet“ zu sprechen. Und dort sollte ich dann als live Studiogast in der Sendung „Kaffee oder Tee“, unter der Rubrik „Menschen im Südwesten“ auftreten, ob’s am 14.7. passen würde?

Ich solle mir das in Ruhe überlegen, sie schreibe noch eine Mail mit Details, und ich schaute inzwischen nach Zugverbindungen und kontaktierte meine Kindersitterin, denn sowas muss ja gut geplant werden. Lange überlegen musste ich nicht, ich hatte Lust. Als neugieriger Mensch mal zu gucken, wie Fernsehen gemacht wird, und die eigene Wirkung dort auszuprobieren (kann ich das? Wie nervös bin ich? Macht das Spaß?), das fand ich ein tolles Angebot. Eine kleine Aufwandsentschädigung gab es auch, die Anreise per Zug wurde bezahlt, ich würde also nicht draufzahlen. Ich sagte zu. Und hatte wochenlang Angst, dass ein Kind kurzfristig krank werden würde und mein schöner Plan kollabiert.

Wer dann schwächelte, war ich, und zwar mit Sommergrippe. Aber pünktlich zum Reisetag war ich wieder fit, es blieb nur ein fieser Husten, den ich in der Sendung während der Einspieler auslebte, zusammen mit dem ebenfalls Husten unterdrückendem Tierarzt, der auch Gast im Studio war. Wir husteten, was das Zeug hielt, und lachten dabei leicht hysterisch. Aber dazu später mehr.

Abreise in Konstanz, 10:38

Bahnhof Konstanz
Bahnhof Konstanz mit Schwarzwaldbahn. Abfahrt um 10:38 Uhr
Menschenleerer Regionalexpress verleitet zu rüpelhaftem Benehmen.
Menschenleerer Regionalexpress verleitet zu rüpelhaftem Benehmen.

Der Sender hatte mir eine ausführliche Mail mit Kleidervorschriften geschickt – darin stand, dass weder Muster, noch glänzende Stoffe, noch Strick, noch schwarz oder weiß, und auch keine Karos, Streifen oder Pastelltöne fürs Fernsehen geeignet seien.

Das machte mir die Kleiderwahl leicht, denn es blieben nur 3 übrig, die überhaupt infrage kamen. Ich solle ruhig Wechselgarderobe mitnehmen, stand auch in der Mail, und das fand ich sowieso eine gute Idee, denn weder wollte ich verschwitzt im Sender ankommen noch mir auf der Reise das Kleid vollkleckern.

Ich zog ein sehr leichtes, grünes Sommerkleid für die Reise an und packte ein rotes Stretchkleid plus ein sommerliches Jeanskleid ein. Und los ging’s. Die Fahrt nach Baden-Baden dauert 3 Stunden – die sind schnell vorbei.

Rheinbrücke Konstanz, Blick auf den Bodensee
Rheinbrücke Konstanz, Blick auf den Bodensee

13:50, Ankunft im Sender

Am Bahnhof finde ich ein Taxi des Unternehmens, mit dem der SWR einen Deal hat, und das mich mit Gutschein zum Sender fährt. Vorbei an mondänen Häusern, dem imposanten Casino und einer historischen Trinkhalle, die aussieht wie eine überdimensionierte Filmkulisse. Ziemlich viele Porsche Cabrios, aus denen teure Sonnenbrillen funkeln und geleckte Villen auf 15 Minuten Fahrt. Dann fährt man ein paar Kurven in den Wald, und auf einmal steht da ein riesiger Häuserkomplex: der SWR. Keine rigiden Pfortenkontrollen, wie ich es erwartet hätte, ein eher offenes Haus.

An der Pforte holt mich meine Gästebetreuerin ab, die von nun an nicht mehr von meiner Seite weicht – sie erzählt, dass es früher schon vorkam, dass sich Leute in den weiten Gängen verliefen und dann die Redakteure sehr ins Schwitzen kamen wegen fehlender Studiogäste. 2000 Leute arbeiten für den SWR, sagt sie auf Nachfrage. Das ist wirklich ein großes Haus.

Ich sollte um 14 Uhr da sein, obwohl ich erst um 17:50 dran bin, weil vor der Sendung noch geprobt wird und man in die Maske muss. Wir gehen in den Aufenthaltsraum für die Gäste von „Kaffee oder Tee“, wo Getränke, Zeitschriften und ein Rechner stehen, den die Gäste benutzen können. W-Lan gibt’s nicht. Schade, habe ich meinen Laptop umsonst mitgeschleppt. Aber die Zeit vergeht sowieso überraschend schnell.

Eingangshalle
Eingangshalle, eine von mehreren

swr 5Ein zweiter Studiogast, ein Tierarzt, der Zuschauerfragen zu Vögeln beantworten wird, trifft ein. Und der Mann vom städtischen Forstamt, der über die aktuelle Waldbrandgefahr reden wird. Nette Leute, wir verstehen uns gut. Um 14:30 bringt uns die Gästebetreuerin über dunkle Fabrikhallen ins Studio, wo wir die Moderatorin kennenlernen und der Sendungsablauf geprobt wird.

Drei Fernsehkameras mit jeweils einem Kameramann und einem Assistenten sind im Studio, dazu eine Regieassistenz, die Anweisungen gibt. Es tauchen noch ein Chef vom Dienst auf, ein Regisseur, und andere gute Geister (Garderobenfrau und weitere Assistenten). Auch der Koch ist schon da, mit dem flachst die Moderatorin aufs herzallerliebste, was die Stimmung sehr auflockert.

Dunkle Hallen, in denen Studios aufgebaut sind
Dunkle Hallen, in denen Studios aufgebaut sind
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Studiokulisse für eine Sendung, die ich nicht kenne. Hier sitzen wir Gäste und warten auf unseren Aufruf. Und immer ganz leise sein!

Nach der Probe weiß ich, wann ich wo sitzen werde, und habe sämtliche Nervosität verloren. Alles easy. Nur, dass die Moderatorin mich gleich auf die Bundesjugendspiele angesprochen hat, verunsichert mich kurz – das sollte ursprünglich nicht Thema des Gesprächs sein. Aber gut, es gehört nun halt zu mir als Bloggerin, natürlich muss die Journalistin mich dazu fragen. Alles andere wäre dumm. Dass der Besuch schon vor dem ganzen Bohai geplant war, wird sie später in der Sendung erwähnen, somit ist das okay für mich.

Die Generalprobe verläuft erschreckend gut, ich mache mich darauf gefasst, dass ich in der Livesendung dann stottern werde. Und gehe nochmal in mich, wie ich möglichst meine Themen im Gespräch unterbringe, ohne wie ein Politiker den Fragen auszuweichen.

Dass das Team wirklich die komplette Sendung mit allen Einspielern und auch die Schaltung zur Außenreporterin vorher einmal durchgeht, hätte ich nicht gedacht. Aber ich finde das ungemein beruhigend. Später, während der Sendung, wird es mir vorkommen, als hätten wir alles prima im Griff.

15:30, in der Maske

Maske. Sooo viel Schminke!
Maske. Sooo viel Schminke!

Da bin ich nun mächtig gespannt. Ich bin noch nie professionell geschminkt worden und mache mir auch nicht viel daraus (Mascara, Lidschatten, Lippenstift, fertig). Aber wie ich aussehe, wenn das ein Profi macht, das interessiert mich schon.

Der Maskenbildner, der die Ruhe eines Therapeuten ausstrahlt, macht sich an die Arbeit. Und die dauert eine halbe Stunde. Puder, Schwämmchen, Pinsel, alles kommt zum Einsatz. Als er mir die Lippen aus- und anmalt, habe ich kurz Angst, hinterher auszusehen wie Joan Collins. Aber ulkigerweise sieht man von alledem so gut wie nichts im Fernsehen. Auf Sendung wirke ich wie ungeschminkt. Im Spiegel in der Maske sehe ich aber sehr wohl, dass der Mann sein Handwerk versteht. Ich gefalle mir. Die Sache fängt an, mir Spaß zu machen.

Um 16 Uhr beginnt die Sendung, ich sehe das noch in der Maske auf dem Bildschirm, der im Hintergrund hängt. Nun muss ich nur noch bis 17 Uhr im „VIP-Raum“ warten, denn ab 17:05 sitze ich mit den anderen Studiogästen live am Tisch, so ist das Sendekonzept von „Kaffee oder Tee.“ Ich twittere noch kurz, dass es gleich losgeht, und sage meinen Freunden auf Facebook Bescheid. Dann ist die Zeit auch schon um.

17:05, live im Studio

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Koch Martin Gehrlein flachst und kocht mit Moderatorin Heike Greis, der Tierarzt und ich schauen zu. Ich weiß nicht, ob und wann wir im Bild sind, es ist auch egal, weil sich die Studiosituation nicht künstlich anfühlt. Was Herr Gehrlein kocht, duftet gut. Es wird Saibling mit dreierlei Erbsen geben, und leider weiß ich jetzt schon, dass ich ihn nicht werde aufessen können, weil mein Taxi um 18:05 vor dem Sender steht, damit ich den 18:30 Zug noch erwische.

Während der Tierarzt in der „Büro“ genannten Ecke des Studios Zuschauerfragen beantwortet, muss ich auf einmal ganz fürchterlich husten. Ob und wie schlimm man das hört, weiß ich nicht, deswegen reiße ich mich zusammen. Fies. Fühlt sich an wie ersticken. Ich kämpfe minutenlang, bis endlich ein Einspieler folgt, der Tierarzt zurück an den Tisch kommt, und ebenfalls mächtig loshustet. Wir husten quasi im Duett, bis uns die Tränen kommen. Danach ist auch die restliche Nervosität komplett verflogen. Was soll denn nun noch passieren?

17:50, live auf Sendung

Ich bin dran! Rüber vom Tisch zur kleinen Sitzecke, so wie es vorher geprobt war, während der Einspieler zu mir als Bloggerin läuft. Den hatte ich von der zuständigen Redakteurin vorher auf CD zugesandt bekommen, damit auch alles seine Richtigkeit hat. Der Film besteht aus Szenen, die der WDR im März für Frau TV gedreht hatte, und ich freue mich, da meine herzallerliebsten Kinder zu sehen. Die zaubern mir nun ein Lächeln ins Gesicht, wie auch schon in der Probe. Ach, wird schon alles klappen.

Die Fragen, die Frau Greis mir diesmal stellt, sind etwas anders als in der Probe, aber das ist fein, denn ich leiere nicht gerne zwei Mal dasselbe herunter. Die Frau macht das wirklich beeindruckend, sie ist 100% präsent und herzlich, gleichermaßen spontan wie nur ein Profi es sein kann. Fernsehmoderatorin wäre auch ein toller Job, überlege ich kurz.

Aufzeichnung des Gesprächs (6:54 Min):

Wir sprechen über die Bundesjugendspielsache und kommen dann relativ rasch zum Blog, dem Thema Alleinerziehende und am Ende sogar noch zum Stadtrat. Gut, ich verhaspele mich am Anfang ein bisschen und denke beim Betrachten der Bilder, ich hätte die Beine lieber andersherum überschlagen sollen, aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, das läuft gut. Und schwupps, schon ist unsere Zeit um – wir gehen gemeinsam zum Tisch, der Koch serviert uns das Essen, und die Abspannmusik läuft.

17:59 Uhr, Sendung vorbei

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Schon fertig – kurz vor 18 Uhr, das Essen ist auf dem Tisch, Abspann läuft

Die überraschendste Erkenntnis des Tages: Was die da im Fernsehen kochen, schmeckt noch besser, als es aussieht. Herr Gehrlein, dieser Fisch war ausgezeichnet, ich hätte mir eine Tupperdose mitgebracht, wenn ich das gewusst hätte! So aber trete ich gleich um 18:03 den Weg zum Taxi an. Und erreiche den Zug, der mich um 21:14 wieder in Konstanz sein lassen wird, wo meine Kindersitterin im Einsatz war.

Auf der Rückfahrt habe ich Hunger. Ein Restaurant gibt’s im Regionalexpress nicht, und Zeit zum Einkaufen im Bahnhof hatte ich auch nicht. Egal, ich bin trotzdem glücklich. Dass mich im abendlichen Berufsverkehr rund um Offenburg ein junger Mann so verzückt anlächelt, als wäre ich ein Wesen vom anderen Stern, führe ich auf die gute Arbeit des Maskenbildners zurück. Nice. War super, das mit dem Fernsehen. Mache ich jederzeit wieder, falls es sich ergibt!

Heimfahrt über den Schwarzwald
Heimfahrt über den Schwarzwald