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Christine Finke fertigmachen: Diffamierungsmail an Konstanzer Stadträte

Gestern ging eine Rundmail an sämtliche Stadträte der Stadt Konstanz sowie die drei Bürgermeister – ich hingegen, um die es in der Mail ging, war nicht im Verteiler.

Darin verleiht eine Person, die sich Sarah Hartmann nennt, ihrer Besorgnis Ausdruck, dass meine Tätigkeit als Netzfeministin dem Ansehen der Stadt Konstanz schade. Sie tut dies in knapp 4.000 Zeichen mit Screenshots von meinen Tweets und mit Verweis auf das antifeministische Wikimannia – das ist in Gegenstück zu Wikipedia, von Maskulisten und Männerrechtlern mit Inhalten gefüllt, die latent bis offen frauenfeindlich sind: „Es geht den Akteuren… um die Stärkung oder zumindest den Erhalt männlicher Vorrechte und das Zurückdrängen feministischer Argumentationen bzw. Institutionen.“ (Zitat von Wikipedia)

Häufig ist bei den „Männerrechtlern“ auch eine Nähe zu rechtsextremen Positionen und Organisationen festzustellen, wie eine ausführliche und wirklich sehr lesenswerte Expertise der Heinrich-Böll Stiftung feststellt. Aus dieser rechten Ecke werde ich also seit drei Jahren ständig angegriffen, und in den letzten Monaten verstärkt. Ich merke hautnah, dass sich die Gesellschaft in eine bedenkliche Richtung zu entwickeln droht.

Die diffamierende Mail enthält keine Adresszeile, keine Telefonnummer, kein Gesprächsangebot. Sie hat nur einen Zweck: Mich politisch zu erledigen. Eine Sarah Hartmann hat nie Kontakt mit mir aufgenommen, und ich denke auch nicht, dass sie mich, wie in der Mail steht, 2-3 Mal beim Einkaufen gesehen hat. Ich glaube nicht einmal, dass hier jemand aus Konstanz, geschweige denn eine Frau am Werk war – obwohl es natürlich auch antifeministische und rechtsextreme Frauen gibt.

Aber der/diejenige hat die Rechnung ohne die Stadträte und Stadträtinnen gemacht, denn Stadträte sind es gewohnt, Informationen genau zu lesen und abzuwägen, ob sie manipuliert werden sollen. Alle meine Ratskollegen, egal aus welcher Fraktion, und egal, ob sie mich sympathisch finden oder nicht, sind aufrechte Demokraten, die sich nicht so einfach ins Bockshorn jagen lassen.

Warum diese Diffamierung?

Trotzdem möchte ich öffentlich, und hier im Blog, Stellung beziehen, weil das was da passiert, ein massiver Einschüchterungsversuch ist und gesellschaftlich relevant. Es ist Hetze gegen mich als Person und Feministin, und diese Hetze hat eine neue Qualität. In den vergangenen 2-3 Jahren sind schon einige Kampagnen gegen mich gelaufen, und es gibt da einen harten Kern von Männern, die mich zum Objekt ihres Hasses auserkoren haben. Zu verdanken habe ich das meinem Einsatz für die Frauenrechte, insbesondere die der Frauen, die Kinder alleine erziehen, und die von Gewalt in der Partnerschaft betroffen waren.

Frauen wie ich sind Maskulisten ein Dorn im Auge, denn ich erreiche viele Menschen mit dem was ich tue. Mittlerweile nicht nur hier im Blog, sondern auch im Fernsehen und in den Print- und Onlinemedien. Ich werde ernst genommen, ich spreche auf Parteitagen und mit Spitzenpolitikern. Meine Botschaft wird gehört. Deswegen soll ich zum Schweigen gebracht werden, das ist das erklärte Ziel, das in diversen Kommentarspalten auf einschlägigen Hater-Blogs propagiert wird. Dort verabreden sich Männer, um sich neue Strategien auszudenken, wie sie mich kleinkriegen. Sie senden mir Hassmails, hinterlassen beleidigende Kommentare bei mir im Blog, belästigen mich auf twitter und versuchen mich über meine Kinder angreifbar zu machen.

Was gestern passiert ist, ist hässlich. Aber ich weiß viele kluge und gut vernetzte Menschen hinter mir, und ich vertraue darauf, dass auch die Ratskollegen und Bürgermeister, wenn sie sich mal durch den Kopf gehen lassen, warum jemand so eine Mail schreibt, die Schlussfolgerung ziehen, dass es nichts weiter ist als Diffamierung – leider nicht strafverfolgungsfähig, wie ich weiß, weil ich einen viel übleren öffentlich zugänglichen Text mal versucht habe, zur Anzeige zu bringen.

(K)ein Auszug aus der Diffamierungsmail

Ich hatte überlegt, ob ich die Mail hier reinstelle, aber den Gefallen will ich den Betreibern der frauenhassenden Blogs nicht tun, denn sie enthält Verlinkungen und Verweise, die dort zu Traffic (Klicks) führen. Ihr Tenor ist anbiedernd, aber die darin enthaltenen Aussagen können bei Menschen, die sich mit Online-Hass und Hetzkampagnen nicht auskennen, auf den ersten Blick plausibel wirken, und das ist das Perfide.

Die im Vorwort zur 2. Auflage der Studie der Heinrich-Böll Stiftung festgestellte Radikalisierung der Männerrechtler in den letzten Jahren kann und muss ich leider bestätigen. Der Ton wird rauer, die Angriffe maßloser. Schmähungen, Hassparolen und Einschüchterungsversuche gegen feministisch aktive Frauen sind an der Tagesordnung, insbesondere im Netz. Ich werde mich weiter dagegenstellen. Und habe beschlossen, im kommenden Mai erneut für die Wahl zum Gemeinderat anzutreten. Jetzt erst recht.