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3 Wochen im Schnelldurchlauf – was war los? (Ein Update)

Irgendwann kommt der Punkt, an dem du so lange nicht mehr gebloggt hast, dass du gar nicht recht weißt, wo du anfangen sollst. An dem hänge ich gerade fest. Na gut, knapp 3 Wochen mögen nicht lang sein, aber für mich ist das lang. Es ist so viel passiert!

Ich bin in den Gemeinderat von Konstanz wiedergewählt worden, schon Ende Mai, und kommende Woche gehen die Sitzungen dafür dann auch wieder los. Mein Revier wird weiterhin Soziales, Bildung, Inklusion, Vergänglichkeit (Friedhofsbeirat), Kinder und neu auch Kultur (stellvertretend) sein, und ich find’s ausgesprochen cool, dass meine Fraktion den höchsten Frauenanteil unter den Stadträten hat. Bei uns ist nämlich nur einer der 4 Räte ein Mann.

Es ist soweit: die Große zieht bald aus

Das große Kind (18) bereitet sich auf den Auszug vor, sie durchforstet das Internet nach Stromtarifen, Internetanbietern, guckt nach den Müllgebühren in Freiburg, wo sie zum Studieren hingehen wird, und plant vom Möbeleinkauf beim Ikea bis hin zum Umzugswagen alles, was dazugehört. Es wird bald losgehen, und dann ändert sich hier so einiges – ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn natürlich ist es schön, wenn wir endlich wieder jede/r ein eigenes Zimmer haben, aber das eigene Kind in einer anderen Stadt zu wissen, ist auch irgendwie komisch.

Die Wohnung, die meine Große beziehen wird, ist ein echter Glücksgriff: 1-Zimmer mit 27 m², neuer Küche und Bad mit stattlichem Balkon für einen Schnäppchenpreis, und die Katze darf auch gerne mit. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Und das ganze noch in Straßenbahnnähe und schöner Wohnanlage. Daran gekommen ist sie durch eine Online-Anzeige, die sie selbst geschaltet hat, und der Vermieter ist sowas wie ein Geschenk des Himmels, denn nachdem er ihr die mündliche Zusage gemacht hatte, direkt nach der Wohnungsbesichtigung, hat er natürlich den Namen meiner Tochter gegoogelt. Das war der Moment, vor dem ich immer etwas Angst hatte. Was, wenn derjenige ganz viel über Kinderarmut und Alleinerziehende findet, und meine Kinder für mein politisches Engagement bestraft werden?

Es kam dann aber ganz anders. Von dem ursprünglich für die Wohnung veranschlagten Preis ging der Vermieter nochmal deutlich runter., einfach so, weil er ein guter Mensch ist. Und der eigentlich zur Wohnung gehörende Tiefgaragenplatz, den meine Tochter nicht braucht, aber eventuell hätte vermieten können, muss sie nun auch nicht mitmieten. Kaution? Achnee, muss nicht, schrieb er. Und dass er einfach wolle, dass sie es dort gut habe, nichts weiter.

Es ist alles gut so, wie es gekommen ist. Und ich beneide meine Tochter ein wenig darum, dass sie diesen Schritt tun darf, ins Leben ausziehen, mit allen Chancen noch vor sich. Sie wird das schon gut machen, und Freiburg ist zum Glück auch nicht so weit weg.

Beschulung von Jüngster – der Asperger Autistin

Mit der Jüngsten (10) habe ich vor ein paar Tagen endlich die weiterführende Schule besichtigt. Das hat so lange gedauert, weil sie gerade als Autistin nicht überall beschulbar ist, bzw. eigentlich nur eine Schule hier in der Stadt noch infrage kommt, nachdem die Regelschule trotz einer eigens dafür vom Jugendamt angestellten Schulbegleitung keine Option mehr war. Nun also eine spezielle Schule, für die sie aber den sonderpädagogischen Förderbedarf attestiert haben musste. Dafür aber braucht es die Unterschrift des zweiten Sorgeberechtigten, also des Vaters. Und der unterschrieb nicht, auch nicht, als das Jugendamt ihm mailte. Also musste ich die Unterschriftenersetzung vor Gericht per Eilbeschluss einklagen, was trotzdem noch 8 Wochen dauerte, aber dann immerhin klappte. Zu dem Termin erschien mein Exmann übrigens, obwohl er vorgeladen war, nicht. Und anwaltlich vertreten lassen hat er sich auch nicht. Immerhin quittierte die Familienrichterin dies damit, dass sie ihm die Gerichtskosten auferlegte – alles andere hätte ich aber auch empörend ungerecht gefunden. Und viel ist das auch nicht, was er zahlen muss.

Die Schulbesichtigung selbst lief gut, war aber auch von langer Hand und mit einem Runden Tisch in voller Besetzung (neben mir 3 Fachleute aus der Schule, Jugendamt und Autismusbeauftragter) vorbereitet worden. Es gab einen extra Termin, an dem niemand sonst im Haus war, und ich hatte alle Räume und auch den Hof vorher für meine Tochter fotografiert, damit sie sich schon mit dem Szenario anfreunden kann. Außerdem zeigte ihr ein Kind, das sie schon länger kennt, die Räume. Ob das ganze unter echten Bedingungen dann auch noch klappt, wird sich weisen. Ich bin jedenfalls mittlerweile ziemlich gelassen, was meine Erwartungen betrifft. Viele Dinge kann man nicht wirklich steuern, sondern nur begleiten.

Geld – endlich mal gute Nachrichten

Als ich vor einer Woche einen Brief der VG Wort aus dem Briefkasten fischte, und ihn öffnete, fiel ich fast rückwärts von der Holzbank, auf der ich immer im Wohnzimmer sitze. Denn da wurde eine stattliche Nachzahlung für mich angekündigt, eine vierstellige Summe, die fast für einen kleinen Gebrauchtwagen reichen würde, aber die ich in neue Möbel für die Kinder investieren werde. Und natürlich werde ich etwas zurücklegen, denn solch ein Geldsegen bringt immer eine wahrscheinliche Steuernachzahlung mit sich. Und nächsten März muss mein 16 Jahre alter Kia zum TÜV, dem ich sowieso schon etwas bange entgegensehe.

Aber es ist ein unglaublich schönes Gefühl, endlich mal keine Angst vor dem Blick auf den Kontostand zu haben. Auch, wenn ich das Geld, das mir die VG Wort überwies, früher in einem Monat verdiente, als ich noch fest in der Schweiz angestellt war. Und auch, wenn dieses Gefühl der Sicherheit natürlich nicht anhalten wird. Aber für den Moment genieße ich es. Jetzt freue ich mich auch auf den bevorstehenden Umzug innerhalb der Wohnung, wenn das Zimmer der Großen frei wird.

Urlaub – aus traurigem Anlass

Weil meine Mutter schwer an Krebs erkrankt ist, können meine Eltern ihren alljährlichen Sommerurlaub an der Ostsee nicht antreten. Aber beide meine Eltern meinten, ich solle doch mit den Kindern einfach einspringen, und das werden wir gerne annehmen. Wahrscheinlich wird sogar mein Bruder auch dort sein, mit einer seiner erwachsenen Töchter, und dann können wir trotz der bedrückenden Umstände vielleicht das Beste daraus machen. Meine Kinder freuen sich jedenfalls sehr auf die geplanten 10 Tage am Meer. Wir fahren an den Ort, an dem ich geheiratet habe, und mit dem ich viele schöne Erinnerungen verbinde. Die Kinder kennen ihn als Sommerresidenz der Großeltern aus beiden Familien, und wenn alles gut geht, treffen wir ganz viele Verwandte und Freunde.

Die eigenen Eltern alt werden zu sehen, ist übrigens nichts für Weicheier, aber das wusste ich auch schon, bevor es soweit war. Ich werde in nächster Zeit wahrscheinlich nicht nur meine drei Kinder im Auge behalten, sondern mich auch etwas um meine Eltern kümmern, soweit ich das leisten kann. Da mein Bruder auch nicht mehr in Freiburg wohnt, aber immerhin geografisch etwas näher an meinen Eltern dran ist, kann auch er sicherlich helfen, aber inwiefern er sich mit den hässlichen Seiten des Lebens beschäftigen will, kann ich nicht wirklich abschätzen. Kann sein, dass das an mir hängengleibt. Vielleicht haben wir beim gemeinsamen Urlaub an der Ostsee Zeit, das mal vorsichtig abzutasten.

Pflegeberatung, eine Matratze, und Männer

Die Pflegeberatung war vor ein paar Tagen hier, das ist bei der Pflegestufe meiner autistischen Tochter halbjährlich so von der Krankenkasse vorgesehen, und ich war überrascht über die gute Qualität der Beratung. Ich habe einen kleinen Stapel Infobroschüren und einige Tipps erhalten, und eventuell kommt sogar auf Kosten der Pflegekasse jemand mit einem Hund vorbei, um mit der Jüngsten spazierenzugehen, was ein echter Eisbrecher sein könnte. Sie liebt Hunde, besonders große, und wir haben zwei Katzen – mehr muss ich ja wohl nicht sagen.

Und ich habe eine neue Matratze, jawohl! Die haben mir meine Eltern zum Geburstag geschenkt, und ich freue mich seit 3 Nächten total darüber. Wenn ich dann wieder ein eigenes Zimmer habe, und Jüngste im Zimmer des Sohns wohnen wird, und der Sohn im Zimmer der Großen, dann kann ich endlich mal die Tür zu machen. Und vielleicht sogar jemanden heimlich abends reinlassen. Wir wohnen ja im Erdgeschoss. Aber vorher sollte ich mich wohl endlich mal wieder daran machen, mit offenen Augen durch die Welt zu laufen, was Männer betrifft. Ich hab da echt überhaupt keinen Kopf dafür! Naja, gut schlafen und abends im Bett noch lesen ist auch schön. Vielleicht belasse ich es lieber dabei. Never change a running system.