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Twitterer im Interview: Gebbi Gibson

Er hat keinen Facebook-Account, keinen Blog von dem wir wissen, sein Avatar ist eine prägnante Grafik mit Schnauzbart – Gebbi Gibson, der Mann mit über 13.000 Followern, verrät nicht viel über sich.

Offenbar stammt Gebbi Gibson aus Bremen, denn er hat eine öffentliche Liste mit Twitterern aus der Hanstestadt angelegt. EtlicheTwitterer, nämlich mindestens 68, und zwar solche von Rang und Namen, hat er in echt getroffen – das ist der Name der zweiten öffentlichen Liste von Gebbi.

Unter seinem Profil hat er einen Song von „Rainald Grebe & Kapelle der Versöhnung“ verlinkt, der „Massenkompatibel“ heißt und als rockiger Liedermachersong durchgehen könnte, und befremdlich wirkt. Die Tweets von Gebbi Gibson sind jedoch, wie sein Erfolg zeigt, sehr wohl massenkompatibel.

Was steckt hinter diesem Pseudonym? In dieser neuen Serie möchte ich große Twitterer vorstellen. Mit Gebbi Gibson fange ich an, und ich bin sehr erfreut, dass er sich einverstanden erklärt hat, einige Fragen zu beantworten. Was er antwortet, ob ausweichend, bierernst oder lustig, ist alleine seine Sache.

Mein Eindruck von Gebbi Gibson

Ohne zu recherchieren, nur so als Eindruck dahingeworfen: Der Mann hat zwei Kinder (eines davon erst im Frühjahr geboren, das andere im Kindergartenalter, ein Sohn), lebt normal und glücklich mit seiner Frau zusammen, und geht einem IT-Beruf nach. Er ist Ende 30, vielleicht Jahrgang 1976 – das habe ich mir aus einem kürzlich geposteten Abi-Tweet zusammengereimt. Er ist lustig – das sind die meisten großen Twitterer, wenn sie nicht Sinnsprüche posten oder Promis sind. Und da „Gibson“ gegoogelt auf E-Gitarren verweist, unterstelle ich ihm, dass er sich für Musik/Bands interessiert und Gitarre spielen kann. Gebbi könte darauf hinweisen, dass er auf den Namen Gerhard  oder Gerd hört. Wobei das für Jahrgang 1976 eher ungewöhnlich wäre.

Gebbi, wie zutreffend ist mein dahingehuschter Eindruck? Dementis?

Du hast meinen Sohn und mich jeweils ein Jahr jünger gemacht, wir nehmen das als Kompliment. Ansonsten stimmt alles und entspricht auch dem, was ich so auf Twitter an Informationen freigeben möchte.

Hast du einen Facebook-Account, den du privat nutzt? Oder bist du ein reiner Twitterer?

Ich habe einen Facebook-Account mit meinem Klarnamen, auf dem ich Kontakt zu Leuten abseits von Twitter halte. Inzwischen natürlich auch zu Twitterern, ein zweiter Account „GebbiGibson“ wäre mir zu stressig.

Eigentlich habe ich auf Facebook angefangen, exzessiv Status-Updates zu posten, bis ich den Eindruck hatte, dass meine Freunde genervt davon waren. Da habe ich das auf Twitter verlagert.

Twittert deine Holde auch? Wie findet sie dein Hobby?

Ja. Sie war anfangs genervt davon, dann neugierig. Irgendwann hat sie sich selbst einen Account angelegt, liest aber mehr als sie schreibt. Sie ist berufsbedingt auch vorsichtiger als ich damit, ihre private Seite im Internet zu präsentieren.

Was machst du beruflich?

Ich bin angestellter Software-Entwickler mit erfolgreich abgebrochenem Germanistik- und Philosophie-Studium.

Wann hast du angefangen mit dem Twittern?

August 2010. Mit Klarnamen und nur, um Kontakt zu Kollegen zu halten. Später las ich unterhaltsame Leute wie @gallenbitter, @der_handwerk oder den @vergraemer und wollte mit Pseudonym auch mehr unterhalten. Mit dem Erfolg, dass meine Kollegen mich alle entfolgten, was ich in den unbeschwerten Zeiten ohne Entfollowing-Tools gar nicht bemerkt habe. Später war ich froh darüber.

Hat twitter deinen Alltag/dein Denken verändert?

Auf jeden Fall. Vorher konnte ich eigentlich gar nicht richtig begründen, warum ich ein Smartphone brauche. Jetzt kann ich Niederlagen des Alltags sofort dem Internet mitteilen und erhalte Schulterklopfer in Form von Sternen, die mir mitteilen: ‚Ich kenne das.‘ Oder: ‚Ich lache mit dir.‘ Oder: ‚Ich lache dich aus‘, aber das erkenne ich dann zum Glück nicht.

Was hat twitter, was andere Social Media nicht haben?

Das Literarische, Unterhaltsame und Spaßige. Die Schnelligkeit. Hier werden die Witze erfunden, bevor sie auf Facebook recycelt werden. Hier erfahre ich sofort, wenn der Papst zurücktritt und habe in den folgenden 60 Minuten alle möglichen Witze und Wortspiele dazu gelesen. Außerdem mag ich die meisten Leute dort und kenne jetzt in fast jeder größeren deutschen Stadt jemanden, mit dem ich mal ein Bier trinken könnte. Schon das rechtfertigt alles!

Bild: Gebbi Gibson
Bild: Gebbi Gibson