Das passt in keinen Blogpost. Die vergangene Woche war so voll mit Erlebnissen, dass ich randvoll bin mit Geschichten, die zu erzählen wären, und weil das Leben aber weiter geht, und schon wieder neue Dinge passieren, muss ich das jetzt ganz schnell erzählen, bevor die Eindrücke verblassen.
Rahmendaten der beruflichen Berlinreise mit Kindern
Wir waren 3 Tage dort, Grund war eine Einladung des Familienministeriums an uns 3 Initiatorinnen, die Forderungen der Aktion #muttertagswunsch zu überreichen und zu diskutieren.
Ich dachte erst, das könne ich unmöglich einrichten, und dann beschloss ich, die Kinder einfach mitzunehmen, weil das die einzige Möglichkeit für mich war, im Familienministerium dabei zu sein. Wir hatten ja auch noch Sommerferien, und insofern war das wirklich machbar. Theoretisch. Aber würde es auch in der Praxis funktionieren?
Es war das erste Mal seit langem, dass ich mit den Kindern eine Reise machte, und bis auf die Lebensmittelvergiftung, die sich die Große am letzten Tag zuzog, und die uns zwang, anstatt in den gebuchten Nachtzug in einem teuren Hotel abzusteigen, und die den Aufenthalt um einen Tag verlängerte und reichlich dramatisch machte (mit Blaulicht, Notarzt und Kinderrettungsstelle im Klinikum), lief alles ausgesprochen gut.
Die Kinder fanden Berlin toll, und die Jüngste sagte ziemlich schnell, sie wolle später dort wohnen. Das trifft sich gut, denn das will ich auch.
Wie im Film: der ehemals besten Freundin in die Arme rennen
In der Bahnhofsapotheke völlig unverhofft meine ehemals beste Freundin aus Freiburg zu treffen, mit der ich im Streit auseinandergegangen war, als ich vor 18 Jahren meinen Mann kennenlernte, war ein Moment wie im französischen Autorenfilm. Da stand eine bildschöne Frau mittleren Alters vor mir, die „Chris?“ sagte und mich ungläubig anschaute. Neben ihr ein Kind, meiner Freundin wie aus dem Gesicht geschnitten, etwa 5 Jahre alt.
Wir fielen uns in die Arme, die Apothekerin in der menschenleeren Apotheke schaute neugierig rüber, und ich sagte, ich müsse weiter, mein krankes Kind kotze auf Gleis 4, es tue mir leid. Wie schön sie immer noch war, und wie sehr ich mich freute, sie zu sehen! „Ich lese manchmal deinen Blog!“, rief sie mir noch hinterher. Und ich freute mich darüber. Ob sie in Berlin wohnt? Ich habe keine Ahnung.
Bei Justons Lesebühne auftreten und aus dem Blog lesen
Eine Lesung, bei der ich mit 2 anderen Künstlern auftrat, zu der ich über twitter kam, war wie ein Geschenk. Ich hatte herumgefragt, ob jemand eine Idee habe, wo ich lesen könnte, und so meldete sich auf twitter über 3 Ecken Juston Buße, der seit 2 Jahren die Lesebühne in der Kulturkneipe DanTra’s veranstaltet. Wir schrieben ein paar Mal hin und her, ich schaute mir seine Videos auf youtube an, und sagte zu.
Es war eine Kneipe, wie ich sie aus Berlin kenne und liebe, und gekommen waren nicht nur Jochen König, den ich schon beim letzten Mal, als ich in Berlin gewesen war, hatte treffen wollen, sondern auch meine Autorenfreundin Bernadette Conrad, die aus Konstanz nach Berlin gezogen ist, und mindestens eine Twitter-Followerin, die sich mir offenbarte.
Ich hab’s genossen, in Berlin mit diesen tollen Leuten zu lesen und die Liedermacherin Jana Berwig zuzuhören. Und ich hätte gerne noch bis tief in die Nacht mit allen gesessen, musste aber zurück ins Hotel, wo die Kinder Pizza bestellt hatten (und Nudeln mit Schinken-Pilz-Sahnesoße, siehe Lebensmittelvergiftung) und warteten. Mitkommen zur Lesung hatten sie nicht wollen, und ich war erstaunt, wie easy das alles organisatorisch lief.
Forderungen der Aktion #muttertagswunsch im BMfSJ übergeben
Im Familienministerium, dem eigentlichen Grund des Besuchs, traf ich auf Lisa Ortgies von Family Unplugged und Bloggerin Annette Loers, die mit mir zusammen einen Termin bei der Petra Mackroth hatten. Letztere hatte ich schon beim Workshop „Gutes Familienleben in der digitalen Gesellschaft“ aus dem vergangenen Dezember kennengelernt und für eine patente Frau befunden.
Auch diesmal war die Leiterin der Abteilung Familie im BMfSJ auf zack, zugewandt, und hörte interessiert zu. Wir sprachen dezidiert über alle Kernforderungen, die sich durch die vielen Tweets und Blogsposts zu #muttertagswunsch herauskristallisiert hatten, und es war eine angeregte, gute Diskussion.
Der Termin dauerte fast zwei Stunden und wurde von einer Radiojournalistin dokumentiert, die mehr oder weniger zufällig davon Wind bekommen hatte, weil ich nämlich für ein Radiofeature für das Deutschlandradio Kultur, das im November ausgestrahlt werden wird, und das ich am ersten Tag des Berlinaufenthalts im Funkhaus einspielte, Kontakt zu ihr hatte.
Das Funkhaus am Rosenthal-Platz zu betreten, war für mich auch ein besonderer Moment. Da hatte ich immer schon mal reingewollt! Es freute mich übrigens ungemein, dass sowohl die Radiojournalistin als auch ihr Kollege, der mich im Funkhaus 45 Minuten im Tonstudio befragte, nicht nur zur Lesung kamen, um O-Töne einzufangen, sondern sich auch zu amüsieren schienen und nicht nur 10 Minuten blieben, sondern bis zur Pause.
Sightseeing und älteste Berliner Freundin treffen
Und nebenbei haben wir natürlich auch touristisches Programm gemacht: Frühstücken im Fernsehturm am Alex, die obligate Spreefahrt mit Sight-Seeing, die Reichstagskuppel besichtigt, das Brandenburger Tor, und den Mauerpark an der Bernauer Straße gesehen. Den zeigte uns meine älteste Berliner Freundin, die auch meine Trauzeugin war, und die im Osten aufgewachsen ist. Und zur Erholung gingen wir danach in ihr Häuschen mit Garten in Pankow, wo sie mit Ehefrau und gemeinsamem Sohn lebt.
Stelldichein mit Doro Bär und private Reichstagsführung
Ach, apropos Reichstag – dann war da noch die sehr nette und spontane Begegnung mit Dorothee Bär, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, mit der ich schon lange auf twitter in Kontakt stehe. Wir schreiben uns manchmal, und so hatte ich ihr angekündigt, dass wir am Morgen des 6. September in der Nähe sein würden, ob sie wohl Zeit habe, kurz Hallo zu sagen. Und ich hab’s ja bis zuletzt nicht geglaubt, aber das klappte!
Doro Bär, die übrigens auch 3 Kinder hat, traf uns völlig unprätentios bei Dunkin Donuts am Brandenburger Tor, und wir kamen sogar in den Genuss einer Privatführung durch den Bundestag, wobei ich auch ein paar Minuten auf der Zuschauerbank im Plenum sitzen konnte, ohne Kinder, und nicht nur die volle Regierungsbank sah, sondern auch Herr Schäuble gerade über Renten und Riester redete.
Das passte wie Faust aufs Auge zu meinen Themen, und ich hätte gerne viel, viel länger zugehört, aber das ging nicht, denn hinter der Glasscheibe warteten meine Kinder und der Freund der Großen, den ich auch dabei hatte.
Ich hab’s: Ich werde Alleinerziehendenbeauftragte!
Euch schwirrt der Kopf? Seht Ihr, so geht’s mir auch, und ich könnte noch viel, viel mehr erzählen. Es war wundervoll. Ich liebe Berlin, ich liebe das Lesen, und ich habe Freude am politischen Agieren auf Bundesebene. Vielleicht werde ich ja irgendwann Deutschlands erste Alleinerziehendenbeauftragte, wer weiß? Den Posten würde ich gerne geschaffen sehen. Und dann bewerbe ich mich.
Zusammenfassung des Tages bei Annette im Blog
Pressemitteilung anlässlich der Übergabe der Forderungen zur Aktion #muttertagswunsch