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Mama sucht Arbeit

Wenn meine Kinder Büro spielen, geht das so: Der Ikea Mammut Tisch wird ins Wohnzimmer geschleppt, dann kommt ein Familienfoto auf den „Schreibtisch“, zwei Teetassen dazu, reichlich Papier, ein paar Stifte und ein Telefon. Manchmal nehmen sie noch den Kinderspielcomputer dazu, und weil im Büro zu sein so hungrig macht, steht bald ein Butterbrot neben den Utensilien. So kennen sie das von mir.

Die Jüngste hat einst, als ich von einer einwöchgien Geschäftsreise zurückkam, zuerst den Computer und dann mich begrüßt – sie war knapp 2 Jahre alt und rief freudestrahlend: „Juta [Computer] wieda da. Und Mama!“. Das stimmte mich schon etwas nachdenklich. Andererseits glaube ich fest, dass es gut ist, wenn ich arbeite, denn ohne Arbeit fehlt mir etwas. Und dann werde ich ziemlich grantelig – davon haben die Kinder auch nichts.

Damit der Haussegen gewahrt bleibt und die Kasse langfristig stimmt, suche ich mir nun also einen neuen Job. Der letzte währte vier Jahre, die wunderschön waren. Ich habe Norwegen kennengelernt, mit internationalen Kollegen Videokonferenzen abgehalten, viel Englisch gesprochen und jede Menge über SEO und SEM gelernt. Ach ja, und viel Geld verdient habe ich auch, denn dieser Arbeitgeber war in der Schweiz. Es war absehbar, dass es irgendwann vorbei sein würde, weil sich die Geschäfte nicht profitabel entwickelten. Daran kann eine Redakteurin, so motiviert sie auch ist, nicht viel ändern. So ist das halt manchmal in der freien Wirtschaft!

Der Papierkrams mit dem Arbeitsamt ist schon geregelt (besonders wichtig für die alleinerziehende Mama ist die Krankenversicherung für die Kinder), und nun bleiben noch 11 Monate Zeit, den passenden Job zu finden.


Meinen Namen behalte ich bei: Aus „Mama arbeitet“ wird nicht dauerhaft „Mama sucht Arbeit“ werden, nein. Da bin ich zweckoptimistisch. Es muss doch einen Arbeitgeber geben, der mich brauchen kann? Das neue Arbeitszeugnis weist mich als hervorragende Mitarbeiterin aus, die mein ehemaliger Chef jederzeit gerne wieder einstellen würde.

Ein bisschen Bammel habe ich aber doch. Denn mir ist klar, dass Frauen mit drei kleinen Kindern oft schon aussortiert werden, bevor es an die Vorstellungsgespräche geht. Noch wurde ich zu keinem eingeladen, obwohl ich schon 10 Bewerbungen losgeschickt habe, auf deren Profil ich gut passte. Und ganz jung bin ich mit 45 auch nicht mehr. Dass ich viel jünger aussehe, lustig und kompetenter bin als die meisten 20-30 Jährigen, sieht der Personalchef nur, wenn er sich die Unterlagen mindestens eine Minute anguckt und nicht gleich beim Alter abwinkt. Und wenn er diesen Blog liest vielleicht?