Dieser Text ist für Schwangere nicht geeignet. Menschen mit Kinderwunsch rate ich ebenfalls vom Lesen ab. Eltern, deren Kinder relativ schnell problemlos durschliefen, könnten mit blankem Entsetzen oder wahlweise sofortiger Verdrängung reagieren.
Und wer selbst betroffen war von längerem Schlafentzug, mag das vielleicht gar nicht lesen. Heute schlafen alle Kinder gut, und auch ich schlafe wieder genug. Nie wieder möchte ich so müde sein wie nach dem langen, chronischen Schlafentzug in den Jahren 2000-2003. Soviel zum Beipackzettel.
Als mein erstes Kind auf die Welt kam, war ich 34. Die Schwangerschaft war unproblematisch gewesen, die Geburt okay, und ich hatte bereits geplant, 3 Monate nach der Geburt wieder ins Berufsleben einzusteigen. Zuerst über ein Praktikum bei Familie & Co in Hamburg, dann als Content Managerin bei einer Redaktion für People News. Mein Mann wollte sich von Zuhause aus selbstständig machen, und so kamen wir überein, dass er tagsüber auf das Baby aufpasst, während ich das Geld verdiene. Und es war gutes Geld – 6.500 DM standen brutto auf dem Gehaltszettel, das motivierte mich sehr.
Die ersten Wochen ging alles recht glatt, ich hatte noch ein gutes Polster an Schlaf aus der Schwangerschaft. Aber ziemlich zeitgleich mit dem Wiedereinstieg ins Berufsleben merkte ich, dass es sehr schlaucht, wenn das Baby nachts viel schreit und kaum 2 Stunden am Stück schläft. Mein Kinderarzt in Hamburg fand das normal, und so beschloss ich, mich nicht so anzustellen. Dass mein Kind zum ersten Mal mit 3,5 Jahren durchschlafen würde, weil es an Schlafapnoe litt, konnte ich damals nicht ahnen.
Tagsüber arbeitende Mama, nachts ständige Schlafunterbrechungen
Die Arbeit in der Redaktion war anspruchsvoll und machte mir Spaß – aber die Nächte zuhause waren die Hölle. Wenn ich von der Arbeit kam um 18:30, übernahm ich sofort das Baby, und es blieb mir auch überlassen, nachts aufzustehen, wenn das Kind schrie – was es oft tat. Im Prinzip arbeitete ich 8 Stunden pro Tag und war nach Feierabend und morgens Mutter. Sogar in der Mittagspause kam ich oft nach Hause, weil die Firma an der Alster nur 5 Minuten von unserer Wohnung in St. Georg lag. Die Müdigkeit sorgte dafür, dass ich in der Partnerschaft keine Kraft für lange Diskussionen über die Rollenverteilung aubringen mochte, und somit startete ein fataler Teufelskreislauf.
Nach 9 Monaten, ziemlich genau, als unsere Tochter 1 Jahr alt wurde, war ich total durch. Und nicht sehr traurig, dass die Redaktion, in der ich arbeitete, Insolvenz anmelden musste – ich gedachte, nachzuschlafen.
Daraus wurde aber nichts, denn es blieb dabei, dass das Kind abends auf keinen Fall einschlafen wollte (kein Wunder, wenn sie Angst vor dem Schlafen hatte), nachts 3-4 Mal wie am Spieß schreiend aufwachte, und die Nacht morgens um 5 Uhr zuende war. Auch ein Wechsel des Kinderarztes, bedingt durch den Umzug nach Konstanz, brachte da keine Besserung – das sei normal, wurde mir auch hier gesagt.
Endlich eine Diagnose – durch einen neuen Kinderarzt
Erst als meine Tochter 3 Jahre alt war, und wir erneut umzugsbedingt den Kinderarzt wechselten, bemerkte jemand, dass hier Handlungsbedarf war. Die neue Kinderärztin sah die extrem großen Mandeln der Tochter und fragte: „Schläft sie gut?“ Dieser Satz änderte mein Leben zum Besseren. Denn er leitete eine Polypenoperation ein, die vorgenommen wurde, als das Kind 3,5 Jahre alt war, und die dazu führte, dass meine Tochter mit ziemlich genau diesen 3,5 Jahren zum ersten Mal 8 Stunden am Stück schlief. Das war eine Woche nach der Operation.
Mit dem zweiten Kind war ich klüger, und die Infrastruktur für Eltern war besser entwickelt – als der Sohn 2006 sich und mich im Alter von 8 Monaten mit langen Phasen nächtlicher Schlaflosigkeit quälte, machte ich einen Termin im sozialpädiatrischen Zentrum bei der Klinik. Das kann ich sehr empfehlen, dort arbeiten Kinderärzte, Kinderpsychologen und Psychologen eng zusammen. Das Schlafproblem ging bald vorüber, auch, weil ich mich ernstgenommen und beraten fühlte.
Kind 3 schlief von Anfang an wie ein Profi. Ich konnte sie ins Bettchen legen, und sie lächelte mich an, so wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Beim ersten Kind dauerte es 2 Jahre, bis ich sie erstmalig schlafen sah – auch tagsüber schlief das Mädchen nämlich nicht, auch nicht im Kinderwagen oder im Auto. Ich habe damals, im Jahr 2002, ein Foto gemacht, weil ich so fasziniert war, dass meine Tochter die Augen zu hat – vorher war sie stets hellwach gewesen, selbst wenn sie müde war. Auch für ein Kleinkind kein schöner Zustand. Hinterher tat auch sie, die oft durch das nächtliche Schreien Aggressionen in mir geweckt hatte, sehr leid. Ich kann mich nur damit trösten, dass ich Rat bei insgesamt 4 Kinderärzten gesucht habe und sogar im Schlaflabor anrief, und man mich überall abwimmelte.
Fazit: Wenn Ihr das Gefühl habt, mit eurem Kind stimmt etwas nicht, oder es geht ihm nicht gut, hört auf euren Bauch. Ihr seid der Experte für euer Kind. Genau das ist die Position meiner jetzigen Kinderärztin, bei der wir seit 10 Jahren ein und ausgehen.
Linktipp innerhalb des Blogs: Feste Schlafenszeiten – Nicht bei uns.