Schon zum zweiten Mal in diesem Monat erreichte mich die Nachricht, dass Schulbuchverlage meine Blogtexte abdrucken wollen. Konkret geht es darum, einzelne Inhalte als Unterrichtsmaterial zu verwenden, und zwar für Erörterungen oder als Schulbuchtext im Zusammenhang mit dem Erlernen von Fremdsprachen. Das fand ich sehr kurios. Meine Blogtexte als Inhalt von Unterricht, wie cool ist das denn!?
Es scheint, dass das gerade ein bisschen in Mode kommt. Jedenfalls twitterte mir eine Lehrerin über ihren nicht öffentlichen Account, dass sie den Eindruck habe, „Texte fürs Abitur gehen hier scheinbar nur noch durch, wenn sie einem Blog entstammen.“ Auf meine Rückfrage hin, wie sie das meine, schrieb sie: „Aus meiner Sicht: Internet-Hype im Ministerium. Wenn wir Blog wählen, sind wir ja per se modern.“ Ist das denn so, fragte ich mich? Habt Ihr als Lehrer oder als Eltern die Erfahrung gemacht, dass vermehrt Blogtexte in der Schule zum Einsatz kommen? Seit wann ist das so?
Bei den Texten, die die Verlage von mir haben wollen, handelt es sich zum einen um den Bundesjugendspiele-Petitionstext, der soll in einer Loseblatt-Sammlung für Lehrer an Hauptschulen zum Einsatz kommen, und die Schüler sollen sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen, was ich per se super finde und mir für alle Schularten wünsche, denn bei dieser Diskussion sollten genau DIE diskutieren, die von dem Thema unmittelbar betroffen sind. Und soweit ich mich an den Deutschunterricht erinnere, habe ich bei Themen, die mich betrafen oder berührten, wesentlich besser aufgepasst und mitgemacht als bei Unterrichtseinheiten, die mir dröge und fern meiner Lebenswelt erschienen.
Der zweite Text, der in einem Schulbuch landen soll, ist mein lustiger Text über die Eigenheiten der Norddeutschen. Dass gerade dieser Text in der Schule verwendet werden soll, wundert mich ein wenig, aber es freut mich sehr. Es ist der Klett Verlag, der ihn einsetzen will, und zwar in einem Schulbuch mit einem französischen Titel (noch eigenartiger, aber die Redakteure werden sich dabei schon etwas gedacht haben).
Die Art und Weise, wie ich davon erfuhr, war in diesem Fall recht gewöhnungsbedürftig, denn anders als bei dem Text über die Bundesjugendspiele für die Erörterung in der Hauptschule wurde ich nicht vom Verlag selbst angemailt, sondern erhielt Post von der VG Wort, dass dies und jenes geplant sei und ob ich Einspruch einlegen wolle. Will ich nicht, ich bin angetan, werde aber am Montag mal nachfragen, wieso das denn über die VG Wort läuft und wofür der Text genau eingesetzt werden wird, einfach aus Neugier. In dem Brief der VG Wort steht auch noch, dass ich der Nutzung widersprechen könnte wenn das Werk meiner Überzeugung nicht mehr entspreche und mir die Verwertung des Werkes nicht mehr zugemutet werden könne. Nein, nein, das passt schon. Aber für den Laien etwas sperrig sind diese Formulierungen schon…
Reich werde ich durch diese Zweitverwertung jedenfalls nicht, es gibt offenbar besondere Gesetze und Richtlinien für die Erstellung von Schulbüchern und das Urheberrecht. Die VG Wort wird das schon ordentlich abrechnen, und ansonsten ist das für mich schlichtweg eine Auszeichnung. Und meine Kinder finden’s cool, dass Mamas Texte in der Schule verwendet werden sollen. Ach, und ich muss noch meine Eltern anrufen und ihnen das erzählen. Die werden staunen!