Ich sollte öfter mal fliegen. Denn immer, wenn ich fliege, nehme ich ein Buch mit, und lese auf dem Hinflug die eine Hälfte, auf dem Rückflug die zweite. Hier Zuhause komme ich ja nicht dazu, jedenfalls nicht in Ruhe.
Auf meinem letzten Berlinflug (zur Lesung und Diskussion bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, über die ich noch berichten werde, wenn der Livestream zu einem Video verarbeitet ist) hatte ich das druckfrische Buch der im Internet als „Juramama“ bekannten Nina Katrin Straßner dabei, und ich habe mich köstlich amüsiert beim Lesen.
Wer Juramamas Blog verfolgt, weiß, dass sie sachkundig, aber durchaus scharf formuliert, und dass es oft etwas zu lachen gibt bei ihr – genauso ist auch dieses Buch, nur dass es mehr Persönliches enthält und man viel länger etwas davon hat als von einem Blogtext.
Auf 300 Seiten vollbringt Nina Straßner einen höchst ungewöhnlichen Spagat: Sie verknüpft Lebenswelt und auch Leidenswelten von Eltern mit juristischen Informationen, und sie macht das dermaßen lustvoll, dass auch Menschen mit wenig Berührungspunkten zur Juristerei erstens folgen können und zweitens quasi spielerisch ihr Wissen erweitern.
Mir hat besonders gut gefallen, dass die Autorin auch vor unbequemen Themen, die in Elternbloggerkreisen kontrovers diskutiert werden, nicht zurückschreckt und sich eindeutig positioniert, zum Beispiel pro Familienwahlrecht und in Sachen Ehegattensplitting (abschaffen!). Im Buch ist die Rede vom Hebammensterben, Regrettingmotherhood, gesellschaftlichen Rollenbildern, Gendermarketing, dem Gender Pay Gap und Diskriminierung von Müttern auf dem Arbeitsmarkt, sogar die Benachteiligung Alleinerziehender kommt vor.
Das alles ist aber kein bisschen trocken, und genau DAS macht dieses Buch so lesens- und verschenkenswert. Ich habe nur zwei Dinge zu bemängeln: den Twitter-Account von Ninas Vater konnte ich nicht finden. Und ein Buch dieses Kalibers mit doch recht vielen Fakten ganz ohne Fußnoten zur Untermauerung zu schreiben, ist, sagen wir: mutig. Oder einfach vernünftig, denn sonst hätte es einen ganzen Fußnotenapparat gegeben, und das kann ja keiner wollen.
Wer die 10 € ausgibt, die das Buch kostet, wird bestens unterhalten und informiert. Kaufen!
Nina Katrin Straßner. Keine Kinder sind auch keine Lösung. Schützenhilfe von der Juramama. Bastei Lübbe, 2017. ISBN 978-3-404-60935-2.