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„Sehr gerne, Mama, du Arschbombe“ von Patricia Cammarata

Patricia Cammarata, unter Bloggern als „das nuf“ bekannt, muss man einfach lieben. Sie ist lustig, sie ist nachdenklich, sie ist seit neuestem auch mal offen traurig im Blog, und ich zähle sie zu meinen Filterblasen-Freundinnen.

Um so schwieriger, ihr neues Buch „Sehr gerne Mama, du Arschbombe“ zu besprechen, dachte ich – denn hier im Blog gibt’s keine Lobhudeleien, wenngleich ich Bücher, die mir gar nicht gefallen, einfach in der hauseigenen Papiermülltonne versenke und davon absehe, sie im Blog vorzustellen. Es war also ein gewisses Risiko, mich von Patricia auf die Liste der Empfänger der Presseexemplare setzen zu lassen.

Zum Glück muss ich in meinem eigenen Blog nicht neutral sein. Aber da ich vor ein paar Jahren beschlossen habe, mich wacker mit Ehrlichkeit durchs Leben zu schlagen, bin ich sehr froh gewesen, schon nach wenigen Seiten Lektüre von Patricias Buch sehr angetan gewesen zu sein.

Patricia, wir können weiter befreundet bleiben. Ich liebe dich nämlich jetzt noch mehr als vorher – ich möchte gemeinsam mit dir beim Laternenbasteln im Kindergarten sitzen und heimlich fluchen (wundervoll: die Illustrationen von beetlebum!), lieber mit dir in Ruhe zu Abend essen als mit hibbeligen Kindern, würde gerne auf Elternabenden neben dir die Augen verdrehen, und gemeinsam an der Aufgabe scheitern, Schulbrote herzustellen, die auch verzehrt werden. Ebenso wie du bin ich der Meinung, dass Erziehung total überbewertet wird. Diese Ansicht hat sich nur noch nicht durchgesetzt.

Patricia Cammarata
© Eva Stolz

Unsere Kinder würden sich bestens verstehen, davon bin ich überzeugt. Besonders dein Kind 1 und meine Jüngste, allerdings ist hier der Altersunterschied ein bisschen groß – aber ansonsten konnte ich überraschende Ähnlichkeiten im Charakter feststellen. Andere Leute haben also auch solche Kinder, wie erquickend!

Patricia Cammarata spielt in ihren Texten, die jeweils nur einige Seiten lang sind und sich bestens für die Zwischendurchlektüre oder abends im Bett als „Ich lese noch eben, bis mir die Augen zufallen“-Buch eignen, sehr schön mit ihrer Qualifikation als Psychologin und ihrem Job als IT-Projektleiterin, und auch mit Realität und Fiktion. Denn natürlich, und das wird zur Sicherheit auch im Vorwort erklärt, hat sich nicht alles, was im Buch steht, genau so abgespielt. Aber Eltern wissen, wie die Fantasie Kapriolen schlägt, wenn mal wieder alles drunter und drüber geht. Und es sind so viele Dinge im Leben mit Kindern auf einmal möglich, die man sich vorher weder in seinen schönsten noch in den schlimmsten Träumen vorgestellt hat.

Die Autorin nimmt sich selbst nicht so ernst, weil das der einzige Weg ist, bei Verstand zu bleiben (meine Interpretation), und von daher passt auch der Untertitel „Tiefenentspannt durch die Kinderjahre“ sehr gut. Selbst wenn Patricia oft genug ins Schwitzen gerät in diesem Buch. Aber man kann es ihr so gut nachfühlen!

Die 75 Texte waren bis auf eine Handvoll alle neu für mich, obwohl ich den Blog das nuf schon seit 2-3 Jahren regelmäßig mitlese. Also keine Angst vor seitenweisem Überblättern – der Fundus der nufschen Texte ist so groß, dass es ein Jammer gewesen wäre, sie nicht in Buchform erscheinen zu lassen. Kein Wunder, denn Patricia füllt ihren Blog seit über 10 Jahren mit Texten. Und so ist dieses Buch für mich ein sehr gelungenes Beispiel, wie Inhalte aus dem Internet den Sprung in die Buchform erfolgreich schaffen können. Ich bin sicher, das wird ein Bestseller. Also: kaufen, schenken lassen, verschenken!

Patricia Cammarata: Sehr gerne, Mama, du Arschbombe. Tiefenentspannt durch die Kinderjahre. Bastei Lübbe 2015, 238 Seiten für 8,99 €. ISBN 978-3-404-60840-9