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Öffentlich geförderter Wohnraum: Alleinerziehenden-WGs, please!

Wieso, frage ich mich heute noch mehr als sonst, wo mich der Sommerferienkoller mal wieder überrollt, gibt es eigentlich keine Förderprogramme vom Bund für den Bau von Alleinerziehenden-WGs? Es kann doch nicht sein, dass da noch keiner drauf gekommen ist?

Die Sache ist nämlich die: ich wohne in einer Stadt, in der Wohnen sehr teuer ist. Und ich habe Glück, weil ich günstigen Wohnraum erwischt habe, dank Wohnberechtigungsschein. Wir leben zu viert auf 89 m² im sozialen Wohnungsbau, der heute nicht mehr so heißt, sondern „öffentlich geförderter Wohnraum“ ist. Gebaut hat unser Mietshaus die städtische Wohnbaugesellschaft, und die Wohnungszuschnitte sind vielseitig: es gibt 2-5 Zimmer-Wohnungen, einige davon sogar barrierefrei.

In dieser Wohnung können wir 15 Jahre mietpreisgebunden leben, und Mieterhöhungen dürfen allenfalls moderat ausfallen (an den Mietspiegel gebunden, der ein eigenes, ärgerliches Thema ist, weil dort nur die Neuvermietungspreise berücksichtigt werden) – die Hälfte der Miete zahlt sozusagen der Staat, der den Wohnungsbau bezuschusst hat.

Alleinerziehende haben kein Geld, um 7-Zimmer-Wohnungen anzumieten

Hier im Viertel wohnen viele Familien mit Kindern, denn Kinder sind in Deutschland ein großes Armutsrisiko, und ich kenne keinen, der nicht arbeitet – meist sind beide Eltern berufstätig als Maler, Verkäuferin, Sachbearbeiter usw. Professoren wohnen nicht bei uns im Block, und Lehrer auch nicht, aber etliche Alleinerziehende. Kein Wunder, denn wir haben ja auch ein Armutsrisiko von 43,8 % und mittlerweile ist jede fünfte Familie in Deutschland eine Einelternfamilie.

Meine alleinerziehenden Nachbarinnen schuften ziemlich viel, und die anderen Alleinerziehenden aus meiner Stadt, die ich kenne, haben auch immer mehr Termine als Zeit und Geld (ein weitverbreitetes Problem unter Alleinerziehenden). Sie können nicht einfach mal ausgehen und ihre Kinder alleinlassen, und Geld für einen Babysitter haben sie auch nicht. Mir geht das genauso. Wenn ich mal irgendwohin möchte, und das weiter weg sein soll als der Supermarkt im Ort, dann muss ich mir bezahlte Hilfe organisieren oder aufwändig planen. Denn meine ebenfalls überlasteten Nachbarn einzuspannen, das käme mir nur im absoluten Notfall in den Sinn.

Spezielle Wohnkonzepte für Alleinerziehende müssen her

Warum gibt’s eigentlich keine Alleinerziehenden WGs, wo wir alle friedlich zusammen wohnen könnten und uns gegenseitig helfen? Dafür bräuchte es natürlich spezielle Wohnkonzepte, besondere Schnitte der Wohnungen, und evtl. auch zwei Bäder pro WG – bei uns reicht ja für vier Leute das eine Bad auch gerade mal so aus, wie soll das gehen, wenn wir 2 Erwachsene und 7 Kinder wären? Ich würde sehr gerne so leben. Das könnte auch in einer WG mit 3 Alleinerziehenden sein, dafür wären dann aber schnell mal 10 Zimmer nötig, was es hier überhaupt nicht gibt.

Wenn der Bund ein Förderprogramm auf die Beine stellen würde für Alleinerziehenden-WGs, das städtische Wohnbaugesellschaften abrufen könnten, dann könnten Stadträtinnen wie ich so ein Projekt beantragen und dafür Mehrheiten suchen. Ohne Fördergelder wird nix passieren, das ist für Wohnbaugesellschaften zu riskant. Und dass Alleinerziehende kein Geld haben, sich einen schönen Bauernhof zu kaufen oder eine 7-Zimmer Wohnung in einer Stadt zu mieten, dürfte auch keine Überraschung sein. Es fehlt uns an bezahlbarem, geeignetem Wohnraum, in dem wir leben können und uns gegenseitig unterstützen.

Einzelne städtische oder private Projekte gibt es bereits. Aber das sind Tropfen auf den heißen Stein, die über einen Pilotcharakter nicht hinauskommen. Dabei sind diejenigen, die dort leben, meist schwer begeistert!

Erwachsene brauchen andere Erwachsene als Gesellschaft

Die Kinder würden definitiv profitieren, denn entlastete Mütter sind gute Mütter. Und wenn immer jemand da ist zum Spielen, ist das auch nicht verkehrt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde viel leichter fallen, wenn alle unter einem Dach sind und sich abwechseln können, es gäbe mehr Freiräume für die einzelnen Alleinerziehenden, und jemanden, mit dem frau in der Küche sitzen kann und einen Tee trinken, wenn ihr danach ist. Denn immer alleine sein mit Kindern, das ist nix über Jahre. So lieb man sie auch hat – Erwachsene brauchen andere Erwachsene. Auch und gerade Zuhause.

Jetzt wäre noch gut, wenn ich wüsste, wie man das politisch anschiebt, außer durch Bloggen. Wenn die mitlesenden Berufspolitiker sich vielleicht angesprochen fühlen würden? Ich helfe jedenfalls gerne mit bei jedweden Überlegungen. Hört Ihr mich? Huhu?