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Armer schwarzer Kater. Tagebuchbloggen vom 6.11.2014

7:00 Uhr

Heute wäre ich gerne jemand anders. Ich bin zwar schon seit fast einer Stunde wach, liege aber noch im Bett, wo ich am liebsten den ganzen Tag bleiben würde. Aber das geht nicht, es ist ein ganz normaler Wochentag mit drei Kindern. Das Antibiotikum gegen die ausgesprochen fiese und schmerzhafte Blasenentzündung, das ich seit gestern nehme, hat zumindest den Schmerz im Unterleib abgestellt. Aber ansonsten fühle ich mich schlapp und ganzkörperkrank. Hustenanfälle, Niesen, Kopfweh, schwere Gliedmaßen. Und zum Frühstück weder Schwarztee noch Kaffee, denn sonst wirkt das Antibiotikum nicht, hat der Arzt gesagt. Wie soll man denn so in die Gänge kommen?

7:30

Der Sohn (8) hat das Haus verlassen, er fährt heute mit der Nachbarin, deren Sohn ich drei Mal pro Woche am Mittag von der Schule mit heimnehme. Wir haben einen Fahrdienst gegründet, was mir heute wirklich sehr zupass kommt. Die Große (14) ist auch schon in der Schule, muss ich nur noch die Jüngste (5) mit Frühstück versorgen und zur Kita bringen. Heute steht Schwimmkurs für sie auf dem Programm, also die Schwimmtasche nicht vergessen. Und der Sohn hat am Nachmittag Ergotherapie, bis dahin sollte ich wieder autofahren können. Sonst muss ich das halt absagen, was aber schade wäre, weil er so gerne hingeht.

9:00, in der Kita

Wir erreichen die Kita last-minute. Ich hatte den Fehler gemacht, der Jüngsten zu erlauben, fernzuschauen, während ich dusche. Und es kam, wie es kommen musste: Natürlich will sie den Fernseher auf gar keinen Fall wieder ausschalten. Manche Dinge lernt man auch als dreifache Mutter nie, scheint mir. Es ist nur schwierig, standhaft zu bleiben, wenn die Kräfte gerade gen Null tendieren.

Beim Aussteigen aus dem Auto erklärt mir die Jüngste, dass ihre Beine schwer seien, der Bauch schmerze, und dass sie zwar nicht in den Kindergarten wolle, aber am Nachmittag zum Schwimmkurs. Ich erläutere, dass das nicht geht, und ernte völliges Unverständnis. Super, nun darf ich auch noch diskutieren, was aber nicht gut klappt, weil mich ein Hustenanfall schüttelt. Wir gehen dann doch in die Kita hinein, wobei mir etwas flau wird, und heiß ist mir auch. Vielleicht hätte ich gestern mehr als eine Tütensuppe essen sollen. Ich möchte so gerne ins Bett. Stattdesssen muss ich mich nun beeilen, denn für 9:30 erwarte ich den Anruf einer Interviewpartnerin.

Anstatt mir wie üblich am Fenster zu winken, hängt sich die Jüngste nun an meine Beine und will wieder mit nach Hause, sie sei wirklich krank. Tja nun, dann nehme ich sie halt wieder mit. Sie hustet auch schon seit 10 Tagen. Wir kommen um 9:20 zuhause an, ich rufe die Kinderärztin an und habe Glück: um 10:45 können wir vorbeikommen. Das passt auch mit dem Interview gleich.

10:00

Ich schließe mein blaues Notizbuch, in dem ich bei Telefoninterviews immer handschriftlich mitschreibe, was mir die Interviewpartner erzählen. Gut, dass es heute jemand von famPlus intern war, mit denen ich schon länger als freie Autorin zusammenarbeite, ansonsten hätte ich das Telefonat absagen müssen. Streckenweise schüttelte mich der Husten so sehr, dass es mir richtig unangenehm war für den Gesprächspartner. Blödes Timing. Aber ich habe meine Inhalte, ein paar gute Zitate, und vor allem einen Eindruck von dem Text, der entstehen wird.

Es ist nicht lustig, wenn man als Freiberufler krank ist und zudem noch ein krankes Kind  zuhause hat. Ich bin neidisch auf alle, die sich in so einer Situation einfach ausklinken können und noch Gehalt weiterbezahlt bekommen. Aus tiefstem Herzen.

Immerhin kann ich auf twitter ein bisschen rumjammern und erhalte Trost. Das ist doch schonmal etwas.

10:30

Der Sohn kommt schon nach Hause, wie jeden Donnerstag, weil er nicht in den Religionsunterricht geht. Er hat seinen Freund aus der Klasse dabei, der auch nicht in Reli ist, und mit dem er donnerstags abwechselnd den Vormittag bei uns und bei dessen Eltern verbringt. Um 14 Uhr müssen wir los zur Ergo. Aber zuerst mal der Kinderarzt mit der Jüngsten.

10:45, beim Kinderarzt

Die Jüngste will nicht aus dem Auto steigen. Mir wird erneut heiß, ich fühle mich schwach und prompt kommt wieder der Husten. Mit viel Überredungskunst und Schokoladenbestechung bekomme ich sie doch dazu, mich ins Wartezimmer zu begleiten. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass dem Kind nichts schlimmes fehlt, was mich einerseits beruhigt, andererseits bedeutet das auch, dass es keine Medizin bis auf ein paar Tropfen gegen ihre Halsschmerzen gibt. Wir fahren nach Hause zurück, und ich frühstücke endlich ein Brötchen. Schmeckt nicht, so wie mir seit Tagen nichts schmeckt. Aber essen muss ich, sonst falle ich um. Spaß macht das nicht.

11.30

Am Wochenende habe ich ausnahmsweise einen Text für den Blog vorgeschrieben, weil ich so viele Ideen hatte. Den veröffentliche ich jetzt, ich brauche irgendeinen positiven Impuls, und zwar dringend. Meine Laune ist unterirdisch. Mir ist sehr schwindelig. Wenn ich umfalle, ob dann die Krankenkasse eine Haushaltshilfe schickt? Wann ist eigentlich der Moment, in dem man da anruft und sagt, das geht jetzt nicht mehr? Bisher habe ich das noch nie getan. Ich fange mit dem Tagebuchbloggen an. Dann ist auch diese Art von Tag mal dokumentiert, one of these days, nämlich einer von den schlechten.

13:00

Gleich kommt die Große, ich muss noch etwas kochen. Heute habe ich noch weniger Lust als sonst dazu. Mir ist flau, ich huste und niese, die Wohnung ist total unaufgeräumt, ein Blick in den Spiegel sagt mir, dass ich genauso grauenhaft aussehe, wie ich mich fühle. Um 15:30 gehe ich ins Bett, nehme ich mir vor. Dann habe ich mein Tagespensum geschafft.

Eine kleine Aufheiterung zwischendurch kommt über Facebook: eine der Autorinnen des Buches, das ich soeben neu im Blog als Rezension vorgestellt habe, hat meine Freundschaftsanfrage angenommen und freut sich über meinen Text. Nette Worte über meinen Blog sendet sie auch in einer DM. Das geht heute runter wie Hustensaft.

einkaufswagen fast leer

14:00

Als die Große eintrudelt, habe ich noch nicht gekocht. Ich konnte mich nicht dazu aufraffen. Sie macht sich drei Spiegeleier, für die beiden Kleinen bereite ich Nudeln mit Fertigsoße zu. Die Jüngste nölt mir derweil die Ohren voll und ich gehe nervlich auf dem Zahnfleisch. Aber jetzt muss ich zur Ergotherapie mit dem Sohn, die Jüngste kommt mit, denn die Große hat Nachmittagsschule. Weil in der Nähe der Ergo ein kleiner Edeka ist, habe ich die glorreiche Idee, dort schnell ein paar Dinge zu besorgen. Jüngste quengelt im Laden, was das Zeug hält.

Eine Oma wirft mir vor dem Kühlregal mitfühlende Blicke zu. Ich weiß, dass sie „Ein Glück, dass meine Kinder schon groß sind!“ denkt, und wir lächeln uns an. Der schönste Moment des Tages.

15:45

Buntwäsche aufgehängt, sonst hat der Sohn morgen keine saubere, warme Hose. Und noch die Tütensuppe essen. Danach wanke ich ins Bett. Der Sohn verspricht, um 18 Uhr die Medizin für die Jüngste in der Apotheke um die Ecke abzuholen. Die war nämlich vorhin nicht vorrätig.

Utensilien für heiße Zitrone. Oder: #iseefaces.
Utensilien für heiße Zitrone. Oder: #iseefaces.

19 Uhr  – und ein Traum

Im Flur spricht die Große mit einem Megafon. Ich öffne meine abgeschlossene Tür (sie ist dies seit etwa 17 Uhr, als die Jüngste meinte, ich sollte unbedingt in ihrem Bett anstatt in meinem schlafen und es ein Riesengeschrei gab) und frage, ob das so laut sein muss. Es stellt sich heraus, dass die Große „nur in normalem Tonfall“ mit ihrer Freundin geredet hat. Aha. Aber ich bin froh aufzuwachen, ich habe so blöd geträumt.

Nämlich dass ich mit meinen Kindern in meinem Elternhaus bin, aber eigentlich zurück in meine Studentenwohnung in der studentischen WG will. Nur war ich da schon so lange nicht mehr, dass ich gar nicht weiß, ob sie mir noch gehört. Exmatrikuliert bin ich ja auch, mir steht sie gar nicht mehr zu. Mir fällt ein, dass ich die Wohnung ja noch bezahlen muss, wenn sie mir gehört, und deswegen schaue ich auf meinem Konto nach. Keine Abbuchungen. Aber ich habe den Schlüssel noch, oder? Ja, den habe ich wohl noch, das stelle ich erleichtert fest. Ich besitze einen Schlüssel für mein Elternhaus, einen für die Arbeit, einen Fahrradschlüssel und einen weiteren Sicherheitsschlüssel, von dem ich aber nicht weiß, wofür er ist. Der muss doch für die eigene studentische Wohnung sein, oder? Bevor ich mich darüber wirklich freuen kann, fällt mir ein, dass das dortige Zimmer viel zu klein für mich und die Kinder ist. Wir könnten dort nicht wohnen und ohne die Kinder das Elternhaus verlassen kann ich nicht. Auftritt Große mit Megafon im Flur, Traum Ende.

schlusselbund

Vorsichtig begutachte ich den „Schlafschaden“: Chaos im Wohnzimmer, ein neuer Fleck auf dem Sofa, sich in der Küche stapelndes Geschirr. Relativ glimpflich. Eigentlich würde ich gerne bis morgen weiterschlafen. Aber die Kinder brauchen etwas zu essen. Ich glaube, ich habe jetzt auch Fieber. Ich mache mir eine heiße Zitrone zum Antibiotikum. Dann tue ich, was zu tun ist, aber langsam. Und gehe um 21:15 Uhr wieder ins Bett. Bestimmt ist es morgen besser.

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