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Beim Kinderzahnarzt: wo der Sauger „Schlurfi“ heißt

Der Sohn (8) hat’s nicht leicht mit seinen Zähnen, und das ist alles meine Schuld. Meine Gene. Von mir hat er, dass sich bei Stress Fisteln im Kiefer bilden, die den Zahnnerv entzünden, was dazu führt, dass der betroffene Zahn gezogen werden muss – nicht immer und sofort, aber mir sind so 4 Zähne abhanden gekommen, und dem Sohn nun schon 2 Milchzähne. Mit schlechter Pflege habe das nichts zu tun, sagten mir mehrere Zahnärzte, es sei leider „Veranlagung“. Na toll.

Wenn das eigene Kind sich unter Schmerzen windet, dann will man nur, dass das schnell aufhört. Am liebsten möchte man tauschen und für das Kind den Schmerz ertragen, ihn abnehmen. Leider geht das nicht. Und Zahnschmerz, insbesondere Nervenschmerz, ist eines der fiesesten Leiden überhaupt. Deswegen bin ich heilfroh, dass es Kinderzahnärzte gibt. Es ist aber gar nicht so sehr bekannt, wie toll die arbeiten. Deswegen erzähle ich euch davon.

Quellenangabe: Bundesverband der Kinderzahnärzte.
Handpuppe, die beim Zähneputzenlernen hilft. Quellenangabe: Bundesverband der Kinderzahnärzte.

Als der Sohn 4 war, hatte er zum ersten Mal einen entzündeten Nerv, ganz ohne Karies oder sonstige Probleme am betroffenen Zahn. Ich weilte gerade auf Geschäftsreise in Norwegen, und das Kind war bei meinen Eltern im Schwarzwald untergebracht. Mit dem sich die Wange haltenden und vor Schmerzen jaulenden Kleinkind gingen meine Eltern schnurstracks zum Dorfzahnarzt (Speckgürtel von Freiburg, keine Pampa), der nicht lange fackelte und behandelte. Leider überhaupt nicht kindgerecht, und fortan war der Sohn ernsthaft traumatisiert.

Ich hatte ein Problem. Zur Nachbehandlung (es war erstmal nur ums „Grobe“ gegangen, die Schmerzstillung) wollte mein Kind partout den Mund nicht mehr aufmachen. Aber der kranke Zahn war noch drin, und wenn wir ihn nicht ordentlich behandeln lassen würden, dann drohte ihm gesundheitliche Gefahr, das hatte der Dorfzahnarzt meinen Eltern mitgegeben. Und so versuchte ich, bei uns in Konstanz jemanden zu finden, der mein Kind von der Zeitbombe befreite. „Stell dich nicht so an, nun mach schon den Mund auf!“, hörte ich bei der als kinderfreundlich gepriesenen Zahnärztin, die wir als erstes aufsuchten. Die zweite Zahnärztin guckte ständig auf die Uhr, weil der Sohn nicht mitmachen wollte, und fand ihn zimperlich und lästig. Nicht sehr hilfreich.

Mist war das. Was sollte ich tun? Meine Kinderärztin hatte dann Rat: Es gebe eine auf Kinder spezialisierte Zahnärztin in der Nachbarstadt, etwa 45 Minuten Autofahrt entfernt. Sie schrieb mir eine Überweisung und ich machte einen Termin aus. Das war der beste Tipp, den ich in Sachen Zähne und Kinder je bekommen habe.

Denn die Kinderzahnärztin war ein Traum. Sie schaffte es, dem total verängstigten Kind Vertrauen einzuflößen. In so einer Praxis werden nur Kinder behandelt, das komplette Team ist auf Kinder eingestellt, sie sind speziell geschult und so liebevoll, dass einem fast die Tränen vor Dankbarkeit kommen können. Alles was an Behandlung gemacht wird, erklären die Mitarbeiter kindgerecht, und sie achten darauf, dass die Kinder wirklich keine Schmerzen haben, keine gruseligen Instrumente sehen, und das Gefühl haben, dass alles in bester Ordnung ist. An der Decke hängt ein DVD-Player, in dem ein Film nach Wahl läuft. Es gibt Kopfhörer, damit das Kind den Film hört und nicht die Geräusche des Bohrers.

Überhaupt, der Bohrer, die Spritzen, und all diese fiesen Instrumente – die haben komplett andere Namen in einer Kinderzahnarztpraxis. Bevor es überhaupt eine Spritze gibt, was beim kleineren Karies-Eingriff überhaupt nicht nötig ist, kommt „Marmelade“ auf die Zähne, die betäubt. Der Bohrer heißt „Putzer“, und der Sauger wird „Schlürfi“ genannt. Die kleinen blutstillenden Röllchen werden als „Kissen“ bezeichnet.

Und heute, als dem Sohn erneut ein erkankter Zahn gezogen wurde („rausgezaubert“, sagt die Kinderzahnärztin), erhielt er Lachgas. Das war „Astronautenluft“, bei der er sich sogar einen Geschmack aussuchen durfte: Erdbeer, Zitrone oder Schokolade standen zur Auswahl. Er nahm Erdbeer und schwebte dann ins Reich der Glücklichen, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Erstaunlich war das. Hinterher war er noch ein bisschen „high“, er sagte, er habe das Gefühl, mit Grinsen nicht aufhören zu können – nun, wenn das seine Erinnerung ans Zähneziehen wird, dann ist das eine feine Sache. Der erste Zahn, der dem Sohn bereits vor 4 Jahren gezogen werden musste, war noch unter Vollnarkose herausoperiert worden, was mit wesentlich mehr Risiken behaftet ist und auch die Anwesenheit einer Anästhesistin erfordert; mir war damals ziemlich bange, obwohl im Endeffekt auch das toll geklappt hat.

Mein Sohn hatte bei der Kinderzahnärztin, zu der wir nun seit 4 Jahren auch zur Vorsorge gehen, noch nie Angst. Weil sie sich Zeit nimmt, das Kind auf Augenhöhe ernstnimmt, und man spürt, dass sie das aus Leidenschaft und Berufung macht. Viel Geld, sagte mir meine Kinderärztin, verdienten spezielle Kinderzahnärzte nicht. Das müsse eine Passion sein, und sie habe viel Respekt davor. Ich auch. Hut ab und ein Glück, dass es sowas gibt!

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Linktipps: Kinderzahnarztsuche auf der Webseite des Bundesverbands der Kinderzahnärzte in Deutschland

Information der Kinderzahnärzte: So wirkt Lachgas bei Zahnoperationen