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Damit kann man noch was Schönes basteln!

Heute früh war das Maß voll. Gestern schon wurde ich daran gehindert, eine leere Milchpackung in den gelben Sack zu befördern, der bei uns auf dem Balkon steht.

„Nein Mama, nicht wegschmeißen, daraus kann man noch was Schönes basteln!“, erklärte mir die Jüngste (6) und stellte sich beschützend vor den gelben Sack, die kleinen Arme energisch in ihre Hüften gestemmt.

Ich seufzte. Jetzt auch noch die Milchkartons!? Korken sammle ich gern, kein Problem, die gebe ich dem Kindergarten zum Basteln. Neulich hing am schwarzen Brett im Kindergarten ein Zettel, auf dem um Kleiderspenden gebeten wurde, man wolle den Kindern zeigen, was man noch Tolles mit Klamotten machen kann, die andere wegwerfen. Das ist ja auch alles schön und gut, die Jüngste kam mit einer selbst genähten Tasche wieder, die wir an ihre Zimmertüre gehängt haben, aber muss ich nun auch Milchkartons sammeln?

Es ist nicht so, dass der Kindergarten uns Eltern das Müllsammeln aufträgt, aber natürlich hinterlassen die pädagogisch wertvollen Bastelaktionen, die dort stattfinden, Spuren bei den Kindern. Und die machen mir hier, in unserer kleinen Wohnung, ordentlich zu schaffen, das nimmt Ausmaße an, die bei mir Müllhaldenfantasien auslösen!

Die Kinder basteln mit leeren Eierkartons, mit leeren Joghurteimern (den großen, die 1 Liter fassen), sie kleben Klopapierrollen und auseinandergebaute Reste von Elektromüll zu Kunstwerken. Und das alles wird dann nach Hause geschleppt. Wo ich keinen Platz dafür habe und auch keinen Platz dafür haben will, denn ich bin erwachsen und für mich ist das Müll. Selbst wenn meine Kinder ihn liebevoll verziert und zusammengeklebt haben. Wann fing das eigentlich an, dass die Kindergärten sich als Hochburgen des Recyclings sahen?

Mittlerweile traue ich mich kaum noch, mit dem Papiermülleimer in der Küche in unseren Müllraum in der Wohnanlage zu schleichen, während die Kinder zuhause sind. Zu groß die Gefahr, dass mir die leeren Klopapierrollen (wir haben davon sicher 10 pro Woche) und die der Küchenrollen (toll, Fernrohre! Kann man nie genug haben!) aus den Händen gerissen werden. Und nun noch die Milchkartons, von denen wir wöchentlich 15 in den gelben Sack werfen. Das mag bedeuten, dass wir zu viel Müll produzieren, aber ich habe keine Kuh und wohne nicht neben einem Bauernhof. Dann hätten wir auch das Eierschachtelproblem nicht.

 

klopapierrollen

 

Heute früh jedenfalls, als ich kurzzeitig dachte, ich müsste jetzt platzen, da hatte ich kurz vorher die umweltfreundliche und Geldbeutel schonende Idee gehabt, aus den zerschlissenen Baumwollhosen der Jüngsten, auf denen ein dickes Loch am Knie prangte, kurze Hosen für den Sommer zu machen. Ich griff zur Schere, war zufrieden mit meinem Werk, und wollte die abgeschnittenen Hosenbeine in den Restmüll befördern. Aber das durfte ich nicht.

„Daraus kann man noch etwas Schönes basteln!“, sagte die Jüngste bestimmt und entriss mir die Hosenbeine, um sie in ihr Bett zu legen. Danke, Kindergarten. Ich werde nie wieder etwas wegwerfen dürfen.

 

hosenbeine