Ich habe einen Traum. Weil ich gerade dringend darauf angewiesen bin, mir etwas Positives vorzustellen, sonst platze ich nämlich, oder ich werfe mich heulend zu Boden, und das wäre kein schöner Anblick für die Kinder.
Mama muss doch stark sein. Und zuverlässig. Und immer da, wenn sie krank sind, so wie jetzt. Krank waren die Kinder viel im vergangenen Frühling, und nun geht das schon wieder los. Ich bin unfassbar müde davon. Müde, weil ich nie alleine bin, zu wenig Zeit habe, um in Ruhe zu arbeiten, weil kranke Kinder einen mürbe und unglücklich machen. Und dann noch der vorwurfsvolle Ton von Lehrkraft XY, wie schade es sei, dass mein Kind schon wieder krank sei. Glaubt die etwa, ich lasse mein Kind zum Spaß zuhause!?
Entlastung durch das Alleinerziehenden-Hilfetelefon
All das würde ich so gerne einfach mal einen Tag hinter mir lassen. In einer besseren Welt würde ich jetzt zum Telefon greifen oder Online-Formular ausfüllen, und mir schnelle, unbürokratische Hilfe holen. Ich würde sagen, „Hallo, ich kriege einen Koller. Bitte schicken Sie mir jemanden, der mir die Kinder für ein paar Stunden abnimmt.“ Das müsste eine Person sein, die gut geschult ist, und die weiß, wie man Kinder „mitnimmt“, am besten jemanden, den die Kinder schon kennen. Weil sie nämlich regelmäßig käme, so alle 14 Tage, um mich etwas zu entlasten.
Ich müsste nicht lang und breit erklären, dass ich wirklich keine Familie vor Ort habe, die einspringen kann, und dass der Vater der Kinder sich nicht kümmert, und dass ich keine kinderlosen Freunde oder Rentner kenne, die aus reiner Freude gerne auf meine Kinder aufpassen. Und dass auch meine Nachbarn wirklich sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, bei aller Hilfsbereitschaft in kleinen Dingen.
All das trägt nämlich dazu bei, dass ich so genervt bin gerade. Immer, wirklich immer wird erstmal die Schuld bei mir, der Mutter, gesucht. Die Kinder sind krank? Klar, die Mutter ernährt sie nicht gut genug oder geht zu wenig mit ihnen an die frische Luft! Die Kinder sind bockig, verzagt, wütend oder zu sensibel? Scheiß auf die Gene, die Mutter hat versagt!
Haushaltshilfe statt Mutter-Kind Kur
Aber ich wollte ja was Schönes denken. Also stelle ich mir vor, ich könnte beim Alleinerziehenden-Hilfetelefon anrufen. Und da anstatt meines Anspruchs auf eine Mutter-Kind Kur eine Haushaltshilfe beantragen. Rein rechnerisch könnte man für das Geld, das so eine Kur alle 2 Jahre kostet (und darauf habe ich als Alleinerziehende Anspruch), gut und gerne jede Woche für 3 Stunden jemanden einstellen, der mich im Haushalt entlastet – das habe ich in meinem Buch durchgerechnet. DAS wäre wirklich hilfreich.
Eine Mutter-Kind-Kur hilft mir nicht, das habe ich schon ausprobiert. Ich bin nicht der Typ dafür. Ich brauche einfach etwas Zeit für mich alleine, keine Termine bei der Rückengymnastik oder Gesprächskreise mit Menschen, die nichts mit mir gemein haben. Ruhe, einfach nur Ruhe. Zeit ohne Verpflichtungen, vor allem aber ohne ständige Mama-Rufe.
Manchmal, so wie heute, weiß ich nicht, wie lange ich das alles noch ertrage. Und dann geht’s doch weiter, ich weiß das ja schon. Aber meine Kinder sind traurig, weil ich ihnen vorhin entgegengeschleudert habe, dass ich SO gerne mal einen Tag ohne sie wäre, als sie anfingen, sich auch noch zu streiten. Und ich bin traurig, weil ich sowas gesagt habe und das aus tiefstem Herzen so empfand.
Meine Überlastung belastet meine Kinder. Das ist nicht gut. Die Leute beim Alleinerziehenden-Hilfetelefon würden das verstehen und mich aufbauen anstatt zu kritisieren. Und dann würden sie mir jemanden schicken, der mir Tee kocht und hilft, während ich mir eine Auszeit nehme. Ja, das ist ein schöner Gedanke.