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Vor 100 Jahren – eine Rückschau aus 2113

Wir befinden uns im Jahr 2113. Mein Urenkel, Vater von fünf Kindern, erzählt seinen 25 Enkelkindern, wie es früher war:

„Als meine Uroma Christine eure Oma, also meine Mutter, bekam, da war sie schon ziemlich alt. Sie war fast 43, und es war früher ungewöhnlich, so spät noch ein Baby zu bekommen. Aber auch ihre Omas hatten jeweils schon sehr spät, mit Mitte 40, ihr letztes Kind bekommen, so dass das wohl in der Familie liegt. Die Uroma Christine hatte es nicht leicht. Sie hatte ihren Mann verlassen, als die Oma noch ein Baby war.

Sie wollte immer gerne arbeiten, weil sie das glücklich machte, aber es war ganz schwierig für sie, eine gute Arbeit zu finden, nachdem sie ihren Job verloren hatte. Denn die damalige Regierung von Deutschland hatte noch nicht verstanden, dass die damals, um 2010, 1,6 Millionen Alleinerziehenden unbedingt bevorzugt eingestellt werden müssen, so wie das heute ganz normal ist. Damals gab es zwar eine Behindertenquote, aber noch keine Alleinerziehenquote – das ist sowas wie die Single-Quote heute, Singles würde ja kein Mensch einstellen heutzutage, weil die so schlecht Verantwortung übernehmen können, egozentrisch sind und ihnen entscheidende Sozialkompetenzen fehlen.

Die Uroma jedenfalls musste unfassbare 52 Wochenenden pro Jahr plus 30 Tage Kita-Schließzeit plus Feiertage alleine auf ihre Kinder, also eure Oma und die beiden Geschwister aufpassen Das war gut 40% des Jahres. Und den Rest der Zeit war sie auch rund um die Uhr zuständig. Sie hatte nie frei – Wahnsinn, oder? Wegfahren oder abends mal aus dem Haus konnte sie auch nicht gehen, weil das nicht erlaubt war mit drei kleinen Kindern, da gab’s noch kein Baby-Monitoring im Gemeindeverbund. Und ein sogenannter Babysitter, das waren Leute, die auf anderer Kinder gegen Geld aufpassten, war zu teuer für die Uroma Christine. Heute machen das ja alles freiwillige soziale Babysitter, die damit Karrierepunkte sammeln. Wenn die Uroma selbst mal krank war, dann hat ihr keiner geholfen, sie hätte dafür lange Anträge ausfüllen müssen – heute drückt man ja einfach auf den Kinderhilfe-Knopf und die persönliche Kinderhilfe, die Ihr schon kennt, kommt sofort.

Die Uroma war eine Frau, die sich nicht leicht unterkriegen ließ, und obwohl sie auch dafür schon ziemlich alt war, hat sie sich mit vielen jüngeren Leuten auf den SMedia, die früher Social Media hießen, zusammengeschlossen. Und dann haben sie vor 100 Jahren angefangen, dafür zu sorgen, dass die Politik endlich die Voraussetzungen dafür schafft, dass mehr Kinder auf die Welt kommen, indem die Kindergärten kostenlos wurden und rund ums Jahr geöffnet hatten. Das ging nicht schnell, es war erst 2023 soweit. Die Ganztagsbetreuung für die Schulkinder kam ungefähr zur gleichen Zeit – da waren Uromas eigene Kinder schon selbst fast erwachsen.

Damals, Anfang des 21. Jahrhunderts, bekamen die Leute nur sehr wenige Kinder, weil sie sich das nicht leisten konnten. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aber früher war es so, dass Menschen mit Kindern viel mehr Steuerlast tragen mussten als Kinderlose, und auch so gut wie keine Freizeit mehr hatten, um sich zu erholen. Besonders schlimm war das für die gut ausgebildeten Frauen, die sich gewünscht hatten, beruflich erfolgreich zu sein. Dass sie als Frau mit Kind Schwierigkeiten haben würden, eine Arbeit zu finden, hatte ihnen in der Ausbildung keiner gesagt. Und als sie es verstanden, da sank die Zahl der in Deutschland geborenen Kinder immer weiter, bis es nur noch 1 Kind pro Frau im Schnitt war.

Und dann wäre fast unser Alterssicherungssystem zusammengebrochen, das früher „Rente“ hieß. Die Leute wurden ja nicht so alt, teilweise starben sie schon mit 75 Jahren, und hörten schon mit 60-63 auf, zu arbeiten. Aber es gab nicht genügend arbeitenden junge Menschen, um diese vielen alten Leute zu finanzieren, und um 2045 kam der „Große Aufstand“, in dem die Jungen forderten, die Alten kostengünstig im Ausland unterzubringen. Und das war der Wendepunkt.

Denn da haben alle Angst bekommen, dass sie ihre Verwandten nicht mehr sehen. Und sogar die Politiker haben eingesehen, dass es so nicht weitergeht. Und dann kam die #FamKo an die Regierung, die Familienkoalition, die dafür gesorgt hat, dass Kinder zu kriegen einen weder finanziell ruiniert noch dafür sorgt, dass die Nerven immer blank liegen wegen Schlafmangels und Überlastung. Es war wirklich allerhöchste Zeit. Ja, das ist fast unglaublich. Aber so war es. Die Uroma hat’s alles im Internet aufgeschrieben, in ihrem Blog. Das fanden die Leute auch komisch, aber im Endeffekt war’s gut. Die Uroma hat nämlich so ganz viele Freunde gefunden. Und alle zusammen haben richtig viel bewegt.“