Im ersten Jahr, in dem ich alleine mit den Kindern Weihnachten feierte, war mir noch ein bisschen bang. Würde ich ihre Erwartungen an ein schönes Fest erfüllen können? Wie sollte das alles gehen? Nun, es geht alles. Wenn auch etwas anders. Ich mache für euch mal den Vorher-Nachher-Vergleich:
Anfang Dezember:
Die beiden Jüngeren (nun 4 und 7) studieren mit Hingabe Werbeprospekte für Spielzeug und vergleichen Preise. Jeder bekommt vom Weihnachtsmann via Mama etwas für 40 € – da muss man gut überlegen, was das sein soll. Und natürlich muss Mama den Verwandten sagen, welche Dinge die beim Weihnachtsmann bestellen sollen. Die Oma väterlicherseits fragt als erste, was es denn sein darf. Die andere Oma, mütterlicherseits, schenkt sowieso immer das, was sie will. Alles wie vor der Trennung. Bis auf das mit den 40 €.
Mitte Dezember
Oma väterlicherseits schickt Kekse: Vanillekipferl, Kokoskekse, Walnusshäppchen. Ziemlich viele, denn wie jeder weiß, backe ich nicht gerne. Und wir könnten ja verhungern. Kinder und Mama freuen sich – die einen, weil sie gerne Kekse futtern, die andere, weil sie nicht backen muss. Alles wie vor der Trennung.
Nichten und Neffen, insgesamt 6 Stück an der Zahl, müssen auch beschenkt werden. Telefonate, Mails und SMS mit den dazugehörigen Onkels und Tanten folgen. Das war auch immer mein Part. Ich schreibe keine Weihnachtskarten, weil ich lieber anrufe an den Feiertagen. Nix Neues.
Ich beginne mit der Preisbeobachtung der ausgewählten Geschenke, um im richtigen Moment zuschlagen zu können. Dieses Jahr war der Müller Spielzeugmarkt in der Stadt sogar deutlich günstiger als Amazon und Co. Gekauft wird dann, wenn’s ein echtes Schnäppchen ist. Das Poker der kleinen Frau. Früher haben wir nicht so aufs Geld geguckt, als ich noch einen gut bezahlten Job hatte. Ab hier wird’s also anders.
Nach dem 3. Advent
Jetzt aber hurtig den Weihnachtsbaum besorgen. Das hat früher der Mann gemacht – bzw. wir alle suchten den Baum gemeinsam aus, aber für den Transport war durch vorhandenen Ehemann gesorgt. Mein Auto ist nicht klein, sondern kleinst. Ein Kleinstwagen, in dessen Kofferraum nicht einmal eine Getränkekiste passt. Immerhin sind die Rücksitze umklappbar und ich besitze nicht nur einen Expander, sondern auch die erforderliche Mischung aus Zuversicht und Unerschrockenheit, den in Augen der Kinder unverzichtbaren zimmerhohen Tannenbaum zu organisieren.
Am liebsten würde ich den Baum im Wald holen, frisch vom Förster – das geht aber nicht, weil ich das am Wochenende tun müsste. Und natürlich würden mich die Kinder nicht alleine losziehen lassen, den Baum zu kaufen. Also muss ich das unter der Woche erledigen. Teuer darf der Baum auch nicht sein, und möglichst frisch ist ein wichtiges Kriterium. Zwei Stunden Nadeln aufsammeln nach dem Abschmücken und über den Balkon werfen mag ich nicht mehr.
Wie jedes Jahr staunen die kräftigen Männer beim Christbaumverkauf nicht schlecht, wenn sie den ausgewählten Baum ins Auto hiefen. Es scheint eher selten vorzukommen, dass eine Frau alleine einen so großen Baum in einem solch winzigen Auto transportiert.
Essen muss her, und zwar viel davon. Mein Konto ist mittlerweile ziemlich leer, aber für Raclettekäse, Lammschulter oder Gänsebrust und ein paar Schleckereien muss es noch reichen. Am letzten Kindergartentag kaufe ich so viel ein, wie nur geht — denn es drohen 16 Tage Kitaferien, in denen ich nicht mehr in Ruhe ohne Kinder einkaufen gehen kann.
Heiligabend / Bescherung
Und DAS ist nun wirklich komplett anders als noch zu Ehezeiten. Ich stelle den Weihnachtsbaum gegen Mittag gemeinsam mit der großen Tochter auf. Danach springt die Katze in den Baum und probt so die Standfestigkeit. Der Christbaumschmuck wird aus den Blechdosen befreit und ich versuche, die Balance zwischen „Kinder am Aufhängen beteiligen“ und „schön geschmückter Baum“ zu finden. Mindestens eine Christbaumkugel zersplittert dabei jedes Jahr. Macht nix. Keiner schimpft, wir lachen darüber und fegen die Scherben auf.
Wir gehen nicht in die Kirche, meine Kinder sind auch nicht getauft. Von daher kann sich der Nachmittag etwas ziehen. Die Kinder gucken fern, bis es dunkel wird. Dann decken wir den Tisch für Raclette ein. Und dann wird’s heikel: wie kommen jetzt die Geschenke unter den Baum? Die Kinder gehen in ihre Zimmer. Und Mama wuchtet reichlich von der Verwandtschaft eingetroffene Pakete aus dem Keller in den Aufzug und in die Wohnung. Derweil bespaßen die beiden älteren Kinder, die wissen, dass Mama der Weihnachtsmann ist, die Jüngste (4).
Wenn der Weihnachtsmann geklingelt hat, stürmen die Kinder aus ihrem Zimmer.
Vergangenes Jahr haben wir zuerst gegessen und dann beschert – und erstmalig haben die Kinder einzeln und nacheinander die Geschenke ausgepackt, anstatt sie aufzureißen.
Weihnachten bei uns ist eine sehr friedliche, ruhige Angelegenheit. Kein Stress, kein Streit, einfach Friede, Freude, Eierkuchen. So geht das drei Tage.
Wir fahren nirgendwohin und igeln uns einfach nur mit reichlich Essen, Spielsachen und Kerzenschein ein.
Vielleicht holt der Vater die Kinder am 1. Weihnachtsfeiertag ab, so wie letztes Jahr, das weiß ich noch nicht. Falls ja, habe ich Zeit für mich. Das ist auch schön.
Weihnachten alleinerziehend, das will ich damit allen sagen, die vielleicht aus Angst vor dem Unbekannten noch in einer schlechten Beziehung ausharren, ist nicht schlimm. Es ist nichts, wovor man Angst haben müsste, gar nicht. Frohe Weihnachten euch allen!