Fürs Prokastinieren bin ich nicht bekannt, im Gegenteil. Es ist eine Marotte von mir, mit allem, was ich anfange, zu früh fertig zu sein.
Die Magister- und die Doktorarbeit habe ich Wochen vor der Deadline abgegeben, zu Verabredungen komme ich notorisch überpünktlich, und lästige Dinge wie die Steuererklärung, Überweisungen und alle möglichen Anträge mit Formularen habe stets zeitig parat.
Nur das mit dem Putzen klappt irgendwie nicht. Staubsaugen ist ja schon doof (laut, heiß, blödes Kabel im Weg), das Bad sauber halten funktioniert halbwegs, Geschirrspülmaschine ausräumen und Wäsche aufhängen mache ich sogar gern. Bügeln fällt aus wegen „Ist nicht“ und Aufräumen sowie Lebensmitteleinkauf betrachte ich als Hobby bzw. Vergnügen.
Ich sollte jedoch dringend mal wieder den Boden putzen. Die Kinder machen mich darauf aufmerksam, dass es krümelig sei, wenn sie barfuß in der Wohnung laufen. Und ich sehe auf dem holzgemaserten Linoleum, mit dem unsere Bleibe ausgelegt ist, dass bloßes Staubsaugen hier nicht mehr hilft. Aber ich mag nicht. Dabei dauert das doch nur zwei Stunden! Unter uns: ich bin Meisterin darin, Gründe zu finden, nicht zu putzen.
Meine beliebtesten 12 Gründe, warum Putzen keine gute Idee ist:
- Das lohnt doch jetzt gar nicht, weil bald wieder eines meiner Kinder oder ich selbst Geburtstag habe (Januar, März, Juni, September).
- S.o., weil bald Weihnachten/Silvester/Fasnacht/Ostern/Halloween ist und hier sowieso alles vollgekrümelt wird (deckt die Monate Dezember, Februar, April, Oktober ab) .
- Vor dem Wochenende macht Putzen auch nicht wirklich Sinn, es bleibt ja keine 10 Minuten sauber.
- In den Ferien kann ich gar nicht putzen, denn die Kinder müssen dafür aus dem Haus sein. Sonst stehen die im Weg rum und machen überall Tapser (speziell im Juli und August).
- Der Mann zum Ablesen des Strom- und Wasserverbrauchs hat sich angekündigt. Und der zieht die Schuhe nicht aus. Es wäre blöd, vorher zu putzen.
- Das Wetter ist viel zu schön, um die Zeit mit Putzen zu verschwenden!
- Ich habe zu arbeiten. Ganz wichtige Aufträge im Home Office warten.
- Die Freundin, die ich zu selten sehe, fragt, ob wir mal wieder Kaffee trinken wollen. Das ist natürlich viel wichtiger als Putzen. Man muss auch Prioritäten setzen.
- Sport oder Putzen? Keine Frage, es ist viel besser für alle, wenn ich schwimmen gehe und für meinen Körper und meine Seele etwas tue.
- Ein bisschen Staub und Schmutz ist ja auch gesund. Sagen doch all diese Studien, dass zu viel Sauberkeit nicht gut fürs Immunsystem der Kinder ist?
- Putzen macht asozial. Ist es erst einmal sauber, mag ich eigentlich gar keinen mehr in die Wohnung lassen. Weder Kinder, seien es eigene oder fremde, noch Freunde.
- Wenn ich sterbe. werde ich bestimmt nicht denken, „Hätte ich doch mehr geputzt.“ Das ist DAS Totschlagargument. :)