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Der schwarze Gürtel für Eltern. Was ist dein Dan?

Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, wie unglaublich nahe sich Karate und Elternschaft sind? Nein? Mir wurde das vorhin schlagartig klar, als ich im Spielzeugladen mit einem sehr wütenden Kind stand und so ruhig blieb, dass ich hinterher das Gefühl hatte, gerade die Prüfung für den schwarzen Gürtel mit Bravour bestanden zu haben.

Wie ich das meine? Nun, mit fortgeschrittener Reife und guter Atemtechnik erzielen erfahrene Eltern erstaunliche Ergebnisse im täglichen Kampf mit den Widrigkeiten des Alltags, um nicht zu sagen, im Ringen mit den Kindern.

Von daher möchte ich dafür plädieren, den Begriff „Karelterate“ einzuführen.

© Tom-Hanisch - Fotolia
© Tom-Hanisch – Fotolia

 

Auch beim Karelterate gelten die Karate-Grundregeln:

  • Respekt ist die oberste Regel
  • Es gibt keinen ersten Angriff
  • Gerechtigkeit ist das Ziel
  • Erkenne dich selbst vor dem Anderen
  • Die Kunst des Geistes ist wichtiger als die Technik
  • Unheil entsteht durch Nachlässigkeit
  • Die Ausbildung dauert dein ganzes Leben
  • Verbinde dein alltägliches Leben mit Karelterate
  • Üben, üben, üben
  • Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst
  • Wandle dich abhängig von der Situation/dem Gegner
  • Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung
  • Denke nach und versuche dich ständig am Neuen

Ebenso wie beim Karate gibt es beim Karelterate verschiedene Stufen, die es zu erreichen gilt, aber ohne vom Wettkampfgedanken getragen zu sein.

Welchen Meistergrad im Elterndasein hast du erreicht? Hier ein paar Eckpunkte zur Orientierung:

Weißer Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind einen Schnupfen, messen diese Eltern ständig Fieber und googeln im Internet Symptome für Grippe.
  2. Wenn das Kind Besuch zum Spielen bekommt, laden sie die Eltern mit ein und unterhalten sich bei Kaffee am Esstisch, während die Kinder gemeinsam spielen.
  3. Bei Trotzanfällen im Supermarkt kaufen Träger des weißen Eltern-Gürtels sofort alles, was das Kind verlangt, nur um möglichst rasch und leise den Laden verlassen zu können.

Orangener Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind 38° Fieber, werden sie nervös und wollen den ärztlichen Notdienst aufsuchen.
  2. Kommt Besuch zum Spielen, dürfen die Eltern des anderen Kinds nach 5 Minuten wieder gehen. Aber die Träger des orangenen Elterngürtels wirken als Animateure und spielen mit.
  3. Um Trotzanfällen im Supermarkt  vorzubeugen, versprechen Träger des orangenen Eltern-Gürtels dem Kind, dass es einen Joghurt aussuchen darf, den es sonst nicht bekäme (irgendwas mit Smarties, viel Verpackung und wenig Joghurt für zu viel Geld, oder Sahnepudding). Da das Kind trotzdem quengelt, kaufen sie ihm auch noch ein Überraschungsei an der Kasse.

Grüner Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind 39,5° Fieber, machen die Eltern mit grünem Gürtel Wadenwickel, überlegen, ob sie noch fiebersenkenden Saft haben und ob man den ohne ärztlichen Rat geben darf.
  2. Kommt Kinderbesuch ins Haus, beobachten die Träger des grünen Eltern-Gürtels das Spiel der Kinder genau und greifen lenkend ein. Sie begreifen sich ähnlich wie Erzieher.
  3. Träger des grünen Eltern-Gürtels gehen nicht mit Kindern im Trotzalter in den Supermarkt, sondern ausschließlich ohne.

Violetter Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind 39,5° Fieber, geben sie fiebersenkenden Saft für Kinder und messen alle 5 Minuten die Temperatur. Außerdem schauen beobachten sie das Kind genau auf mögliche Nebenwirkungen der Medizingabe hin. Waren da nicht Punkte? Oder ein flacher Puls?
  2. Endlich Besuch!, denkt der Träger des violetten Eltern-Gürtels, und kann sich seiner Arbeit, dem Haushalt oder eine Buch zuwenden. Denn Kinder mit Besuch sind zufriedene Kinder. Nur im Fall von Zeter und Mordio greifen diese Eltern ins Spiel der Kinder ein.
  3. Wer den lila Eltern-Gürtel trägt, wagt sich mit Kindern im Trotzalter in Läden, hält die Situation jedoch für unberechenbar. Was auch stimmt – allerdings vergessen sie, dass ja ihr eigenes Verhalten berechenbar ist, jedenfalls im Idealfall. Für diese Eltern ist der Einkauf in Begleitung von Kindern eine erhebliche Belastung für Blutdruck und Herz-Kreislaufsystem.

Brauner Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind 39,5° Fieber, geben Eltern mit braunem Gürtel fiebersenkenden Saft für Kinder und warten gelassen ab, bis das Fieber sinkt.
  2. Schon wieder Besuch!, stellen die Träger des braunen Eltern-Gürtels fest, während zum 10. Mal an einem Nachmittag die Türklingel schellt. Ansonsten geht sie das nix weiter an.
  3. Mit drei Kindern den Wocheneinkauf machen, das ist kein Problem für Eltern mit dem braunen Gürtel. Sie schicken die Kinder die Gänge hoch und runter, um sie mit Hol- und Bringdiensten zu beschäftigen. Am Schluss dürfen die Kinder ihr Taschengeld auf den Kopf hauen.

Schwarzer Eltern-Gürtel

  1. Hat das Kind 39,5° C Fieber, freuen sich Eltern mit schwarzem Gürtel, dass es kein Fieberkrampf ist und offensichtlich das Immunsystem des Körpers gut funktioniert. Wenn das Kind leidet oder schon einmal einen Fieberkrampf hatte, bekommt es fiebersenkenden Saft.
  2. Die Kinder haben eigentlich immer Besuch, ohne dass darüber ein Wort verloren wird. Oder sie sind selbst bei Freunden. Ob 2 oder 8 Kinder in der Wohnung sind, spielt keine Rolle, solange sie sich gut vertragen. Und das tun sie, wenn sie diese Kondition kennen. :)
  3. Ganz großes Kino für die anderen Kunden im Laden bietet der Träger des schwarzen Eltern-Gürtels. Wenn der Nachwuchs sich schreiend auf den Boden wirft, dann bleibt dieser Elternteil ruhig, und das bei konstantem Blutdruck, gleichmäßiger Atmung und unter völligem Ignorieren der Blicke der Umstehenden. Und verlässt dann, ohne etwas gekauft zu haben, was er nicht wollte, das Geschäft. Leider brandet dabei viel zu selten Szenenapplaus auf.