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Meine Kinder-Ess-Öopathie

Es gibt diese Tage, an denen der liebe Nachwuchs total unausstehlich ist. Oder an denen man einfach spürt, dass er etwas ausbrütet, zum Beispiel Weltschmerz oder Keiner-Liebt-Mich. Da muss man nicht gleich in den Medizinschrank greifen, aber Wärmflasche und Kuscheln sind nicht stark genug.

Was viele Eltern nicht wissen: gegen die meisten weit verbreiteten Kinderleiden ist Hausmannskost gewachsen. Und damit meine ich nicht Hühnerbrühe oder Zwiebeln auf die Ohren, sondern diese geheimen Kreuz-Prolergien:

Weinerlichkeit, Weltschmerz:

„Meine Schwester bekommt immer viel mehr als ich“, oder „Mein Bruder darf immer alles und ich nihiiiicht!“ Hier ist ein probates Mitttel, das schnell Abhilfe schafft, warme Milch mit Honig oder Kakao. Etwas länger, etwa eine Stunde, dauert die Zubereitung von Milchreis. Dafür wirkt dieser aber auch nachhaltiger. Ein mit Milchreis, Zimtzucker und Apfelmus abgefülltes Kind ist einfach nicht mehr in der Lage, Weltschmerz zu verspüren. Zu süß und wohlig ist alles. Der Spuk ist vorbei.

Draufgängertum, Wachstumsschmerz in den Beinen

Wenn des Kind vor Kraft strotzt und die Eltern damit an den Rand des Wahnsinns treibt, dann sorgen Bratkartoffeln, Spiegelei oder Rührei mit Speck für die nötige Bodenhaftung. Kässpätzle erzielen den gleichen Effekt. Da ist genügend Fett drin, um jegliches Draufgängertum oder Phantasien vom Fliegen im Keim zu ersticken. Dank des sich unmittelbar nach Verzehr einstellenden Wahnsinns-Dursts ist der Bewegungsdrang des Nachwuchses stark eingeschränkt. Einen ähnliche Wirkung entfalten Frikadellen, Hühnchenschenkel mit Pommes und Majo und auch eine Packung gerösteter Marshmallows.

Schlimme Langeweile

Das kennen wir Erwachsenen auch. Irgendwas fehlt – ist es vielleicht mit Essen zu füllen? Es muss jedenfalls knallen. Bewährt haben sich Pistazien (unbedingt mit Schale, je länger man pulen muss, desto besser!), Essiggurken (die kleinen Cornichons, die ordentlich knacken beim Reinbeißen), Chips oder Tortilla Chips und Weintrauben bzw. Mandarinen, das ist auch Piddelkram. Alternativ könnte das Kind auch Streit mit dem Geschwisterkind anfangen. Knallt auch.

pistazien

Streitsüchtigkeit, Zankerei, Wut

Keine Schonkost, sondern etwas mit Wumms ist angesagt. Auch Kinder können schon Currywurst essen, viele mögen fettige Fleischkäsbrötchen, Pommes mit allerlei Gewürz und Soßen, oder Gummibärchen, auf denen man ordentlich herumkauen kann. Das ist besser, als Türen zu knallen, Geschwister zu beißen oder stundenlang herumzugrummeln. Ganz hartgesottene Kinder nehmen ein bisschen Peperoncini. Aber wirklich nur ein bisschen, und auf keinen Fall die Kleinen im Kita-Alter. Bei Grundschulkindern sorgt ein wenig (freiwillig verzehrte!) Peperoncini jedenfalls für erstaunliche Effekte.

Bauchschmerzen, Angst, leichte Übelkeit

Die Welt ist aus den Fugen? Da müssen Buchstabensuppe aus der Tüte oder Porridge (süßer Haferschleim mit Milch) her. Nichts sorgt wie diese beiden Kinder-Leibgerichte dafür, dass alle Probleme nichtig und klein wirken. Die salzige Suppe stabilisiert den Kreislauf und Elektrolythaushalt, das süße Porridge den Blutzuckerspiegel (nicht nur kurzfristig) und versorgt den Körper mit Calcium. Wer nach dem Verspeisen einer dieser beiden Kinder-Ess-Öopathie-Mittel noch Bauchweh hat, gehört zum Arzt.

Schnupfen, Halsweh, Ohrenschmerzen

„Buhuuu, ich kann nix essen, meine Nase ist zu, und das Schlucken tut weh!“ Jetzt ist der Moment gekommen, Kartoffelpüree aufzutischen, egal ob aus der Tüte oder frisch gekocht. Wer’s lieber süß mag, bekommt Dampfnudeln mit Vanillesoße (gibt’s auch im Kühlregal und ist durchaus essbar). Die gehen immer. Verweigert das Kind beide Alternativen, dann führt kein Weg am Arztbesuch vorbei. Der allerdings von Gerichten mit Milch abraten wird. Aber so trennt sich die Spreu vom Weizen: so lange der Nachwuchs noch Milchprodukte verzehren kann und mag, ist die Lage nur mittelernst.

Alle anderen sind doof, keiner mag mich

Hier ist schnelles, entschiedenes Handeln gefordert. Diese Stimmung sollte kein Kind länger als 10 Minuten haben. Da dürfen Eltern, falls sie Zeit haben, auch zum sofortigen Pfannkuchen-Braten greifen (für Berliner: Eierkuchen), oder wenn es schnell gehen muss, eine Dose salziger Cashews aufreißen. Die schnelle Alternative ist ein dick bestrichenes Erdnussbutterbrot. Das Messer, das Mama oder Papa zum Beschmieren genommen haben, müssen diese übrigens abschlecken. Denn auch Eltern müssen für das Ölen ihrer Nervenstränge sorgen. Isso.

Dieser Beitrag ist natürlich völliger Nonsens und entbehrt jedweder wissenschaftlicher Basis. Aber ich schwöre, es funktioniert!