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Driving home for Christmas: Erwachsene Kinder sind toll!

Erwachsene Kinder zu haben ist etwas ganz Wundervolles. Besonders an Feiertagen, wenn sie zu Besuch kommen. Haltet durch!

Das große Kind ist wieder abgefahren, zu sich nach Hause. Sie ist 19 Jahre alt und wohnt seit August in Freiburg, besucht uns ab und zu, und auch ich treffe sie manchmal, wenn ich nach Freiburg fahre, um meine Eltern zu besuchen. Es ist also nicht so, als würden wir uns selten sehen. Aber es ist etwas ganz besonderes, wenn dein ältestes Kind nicht mehr Zuhause wohnt und dich an Weihnachten besucht. Es ist wunderschön.

Sie werden so schnell groß? Fand ich überhaupt nicht

Überhaupt sind große Kinder was Schönes. Ich mochte und mag ja auch Babys, und Schwangersein habe ich größtenteils genossen, trotz all der Entbehrungen und Nebenwirkungen (fürchterliche Übelkeit jeweils die kompletten ersten 3 Schwangerschaftsmonate hindurch, zum Beispiel. Oder wochenlanges Liegen, oder der ewige Harndrang, und die dicken Beine. Anyway, war toll). Die Kleinkindzeit fand ich eher mühsam, und Schulkinder zu haben, ist auch in mancherlei Hinsicht nicht so prickelnd. Irgendwann sind sie dann doch groß, und entgegen herkömmlicher Ansicht geht das überhaupt nicht schnell, jedenfalls nicht aus meiner Warte.

Nein, es zog sich. Möglicherweise liegt das auch daran, dass ich seit 10 Jahren alles alleine mache, und dass ich mich trennte, als die Jüngste erst 11 Monate alt war und der Sohn 2 Jahre alt, und dass ich mir oft Hilfe gewünscht hätte oder zumindest mehr Freiheit. Oder weniger Armut. Oder weniger Stress insgesamt durch eine herausfordernde Lebenssituation. (Die Große war „schon“ 9 bei der Trennung.)

Foto: Große, beim Ankommen in Konstanz am 23.12.2019

Es war also wirklich nicht leicht. Und umso mehr genieße ich es jetzt, eine erwachsene Tochter zu haben, die ein eigenes Leben hat, und auf die ich mich freue, wenn sie zu Besuch kommt. Und nicht nur ich, auch ihre Geschwister freuen sich auf die große Schwester. Sie hibbeln schon Tage vorher, vor allem der Sohn, sie reden davon, wie es sein wird, wenn die Große hier ist, und sie fallen ihr freudig in die Arme, sobald sie unsere Wohnung betritt. Irgendwie ist das ganze history repeating, nur dass ich jetzt eben die Mutter bin, zu der das Kind nach Hause kommt.

Wie die Mutter, so die Tochter – erstmal in den Kühlschrank gucken

Früher, wenn ich meine Eltern besuchte, packte ich direkt nach der Ankunft meine Tasche in mein ehemaliges Kinderzimmer und schaute als allererstes in den Kühlschrank, und genauso hat’s meine Große gemacht. Sie war ziemlich viel verabredet, was ich völlig in Ordnung finde, weil ich das einst genauso gemacht habe, und ging einen Abend aus bis morgens früh, bloß hab ich nicht schlaflos auf sie gewartet wie meine Mutter früher, sondern tief geschlafen, bis sie in mein Zimmer kam und „Mama, ich bin wieder da!“ flüsterte, wie sie es immer gemacht hatte, als sie noch bei uns wohnte.

Da das Zimmer der Großen aufgrund unserer Wohnsituation sofort nach ihrem Auszug konfisziert und von einem der Geschwister in Beschlag genommen wurde, hat sie nun kein Zimmer mehr hier, was auch anders ist als bei mir früher. Im Reihenhaus meiner Eltern stand mein Zimmer ziemlich lange noch so da, wie ich es verlassen hatte, um ins Studentenwohnheim zu ziehen. Und ein paarmal machte meine große Tochter auch Anstalten, in ihr ehemaliges Zimmer zu gehen, wo aber nun ihr kleiner Bruder residiert – bis ihr einfiel, dass ihr Platz nun auf unserem roten Sofa im Wohnzimmer ist.

Früher war nicht alles besser

Dort schlief sie 2 Nächte, und schaute immer wieder mit ihrer Webcam nach ihrer Katze (treue Twitter-Follower kennen sie als Grumpycat), was auch etwas ist, das es früher nicht gab, ich aber sehr begrüßt und gerne genutzt hätte, wenn ich von Berlin aus meine Eltern in Freiburg besuchte und meine Katze für ein paar Tage alleine ließ.

Wir spielten Scrabble, wir aßen Raclette, wir gingen spazieren, tauschten Geschenke aus, und es war sehr schön. Ich dachte an die Zeiten, als ich noch so tun musste, als gebe es den Weihnachtsmann, und mit drei kleinen Kindern versuchte, das Weihnachtsfest so zu gestalten, wie sie es sich vorstellten – das war anstrengend und schwierig damals, und abgesehen davon auch logistisch richtig anspruchsvoll, denn vom Einkauf des Weihnachtsessens bis hin zum Geschenkeeinpacken musste ja alles von mir alleine erledigt werden. Und dann standen die Kinder am 24.12. auch noch besonders früh auf und fragten die ganze Zeit, wann denn endlich Abend sei.

All das ist zum Glück Geschichte. (Mir fehlt nichts, vielleicht bin ich einfach kein Typ für kleine Kinder!? Zumindest bin ich definitiv kein Typ dafür, die Kindererziehung und Betreuung komplett alleine zu stemmen. Aber wer ist das schon…)

Elternhaus und Zuhause sind nun zwei verschiedene Orte

Wenn das Elternhaus nicht mehr das Zuhause ist, sondern sich in den Ort, an dem man groß geworden ist, verwandelt hat, dann will man irgendwann auch wieder nach Hause, in sein eigenes Leben. Und weil das so ist, ist es gar nicht schlimm, Abschied zu nehmen. Die Große stieg mit ihren Geschenken in den Flixbus und es war nichts Trauriges daran. Ich weiß, es geht ihr gut, dort wo sie ist. Und sie wird wiederkommen. Sie wird später wohlmöglich einen Partner mitbringen, vielleicht auch eigene Kinder, und noch später in ihren eigenen vier Wänden Weihnachten feiern. Irgenwann wird es mit ihrem Bruder genauso sein, und noch etwas später vielleicht auch mit der jüngsten Schwester.

Weihnachten mit großen Kindern, die einen besuchen, ist ganz und gar zauberhaft. Da könnt Ihr euch drauf freuen! Und habt kein schlechtes Gewissen, wenn Ihr das als Eltern von kleinen Kindern eher anstrengend findet. Ich sehe das mittlerweile so: gerade als Alleinerziehende ist es absolut legitim, weniger das Schöne an solchen hohen Feiertagen zu sehen als die Verantwortung für das Gelingen dieser. Denn so ist es nunmal einfach, realistisch betrachtet. Es kommt der Tag, an dem die Verantwortung nicht mehr so schwer wiegt. Und an dem tatsächlich wieder Luft bleibt, die Zeit mit der Familie zu genießen. Ab jetzt ist es freiwillig. Die Kür beginnt.