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11 Gründe, warum du in die Kommunalpolitik gehen solltest

Politik ist nichts für dich? Vielleicht überlegst du dir das nochmal: denn die Kommunalpolitik ist viel spannender, als man so denkt!

1.) Du verstehst nach einer Weile, wie eine Stadt/Gemeinde funktioniert

Kurtaxe, Kampfhundesteuer, Traufhöhe von Gebäuden, Geschwindigkeitsbegrenzungen in Wohngebieten, Abwasserkanalsanierung, Friedhofsgebühren, Schulentwicklung, Gewerbesteuer, das Themenspektrum in der Kommunalpolitik ist fast so breit wie das Leben selbst. Unglaublich komplex und ebenso spannend. All diese Dinge müssen immer wieder neu besprochen, verhandelt und entschieden werden, der Spielraum ist innerhalb gewisser Rahmenbedingungen mal mehr und mal weniger groß (siehe Punkt 8.)

2.) Das Ringen um politische Mehrheiten/Kompromisse kann Spaß machen

Bei allen Meinungsverschiedenheiten mit anderen Fraktionen, der Verwaltung und Interessensverbänden – wenn es gelingt, verschiedene, scheinbar widersprüchliche Positionen doch zu einem guten Kompromiss zu vereinen, ist das sehr befriedigend. Noch befriedigender ist es natürlich, wenn die eigene Position große Mehrheiten findet – aber gerade bei umstrittenen Themen kommt das naturgemäß eher selten vor. Aber das macht nichts, denn auch der Weg zur Entscheidung ist intellektuell wie auch zwischenmenschlich spannend.

3.) Du kommst in Kontakt mit Menschen, die völlig anders denken als du selbst

Nix da mit in der Filterblase bleiben – in der Kommunalpolitik hast du auf ganz vielen Ebenen mit völlig anderen Meinungen als deiner eigenen zu tun. Zuerst einmal in der Fraktion, wo über Themen diskutiert wird, dann im Rat, und natürlich im Umgang mit Einwohnern der Stadt, deren Interessensverbänden, und auch der Presse. Ich finde das sehr erfrischend und auch intellektuell stimulierend, denn durch die neuen Argumente, die ich höre, ändere ich auch gelegentlich meine Meinung, oder modifiziere sie zumindest. Im Gegenzug kann ich auch bei denen, die mir/meiner Fraktion zuhören, feststellen, dass der Austausch von Argumenten kein sinnloses Ritual ist, sondern zu einer guten demokratischen Lösung führen kann.

4.) Du kommst in Kontakt mit Menschen, die ähnlich denken wie du selbst

In deiner Fraktion oder Partei, manchmal auch in Flügeln von anderen Fraktionen, sind im Idealfall Leute, die du magst, deren Meinung du schätzt, und die ähnliche Überzeugungen und politische Ziele haben. Sich mit ihnen auszutauschen kann richtig Spaß machen und auch übers Politische hinaus gute neue Kontakte bringen.

5.) Du lernst ganz viele Entscheider und Strippenzieher kennen

Die Amtsleiter (Schulamt, Bauamt, Jugendamt…), der Feuerwehrkommandant, der Direktor der städtischen Museen, Wirtschaftsförderung, Tourismus, örtliche Lobbyverbände, der Chef der städtischen Wohnbaugesellschaft, der Entsorgungsbetriebe, der Stadtwerke usw. haben alle nicht nur viel Macht, sondern auch viel Wissen und sind bestens vernetzt. Das beste am Entscheiderkennenlernen ist, dass du lernst zu verstehen, wie diese denken und warum sie entscheiden, wie sie entscheiden. Das hilft, eigene politische Ziele durchsetzen oder Entscheidern in der Kommunalpolitik deine Position nahezubringen.

6.) Wenn du nicht mit entscheidest, entscheiden andere

Für mich das wichtigste Argument, mich politisch einzubringen. Wenn ich möchte, dass meine Stimme gehört wird, muss ich sie auch erheben. Eine Stimme im Rat ist eine wichtige Stimme, auch wenn sie „nur“ durch Handheben in der Abstimmung im Gemeinderat sichtbar ist (diskutiert wird vorher, in den Ausschüssen und bei Fraktionssitzungen). Sonst entscheiden weiße alte Männer, dass wir keine Kinderbetreuung brauchen, dass bei den Alleinerziehenden alles gut ist, dass es genügend sozialen Wohnungsbau in der Stadt gibt.

7.) Du trägst in der Kommunalpolitik aktiv zur Demokratie bei

Wählen gehen und seine Meinung ins Internet zu schreiben, ist schonmal besser, als gar nichts zu tun. Aber ziemlich viel Zeit aufzuwenden, um sich mit Fakten vertraut zu machen, Unterlagen zu lesen und auszudiskutieren, Interessensverbänden und Bürgervereinen zuzuhören, um die bestmögliche Lösung zu finden, bewegt etwas.

8.) Bundes- und Landespolitik erscheinen dir plötzlich in anderem Licht

Alles hängt mit allem zusammen, das ist auch in der Politik so. Von der Frage, wie konkret die Gemeinden mit Geflüchteten umgehen, über den Bau neuer Kitas, bis hin zu Bauverordnungen und Schulpolitik vor Ort – ganz oft passieren Dinge, oder sie passieren eben nicht, weil Gelder oder der politische Wille das so vorgeben. Unser Staat ist wie ein riesiges Uhrwerk, bei dem eins ins andere greift. Und manchmal hakt es halt.

9.) Du liest die Zeitung/News mit völlig neuen Augen

Es ist ein bisschen, als hätte man beim Theater mal hinter die Bühne geschaut – danach hat man einen wesentlich besseren Einblick, was da passiert. Und warum. Manche Zusammenhänge oder Vorgänge waren mir früher völlig unverständlich, heute denke ich mir meinen Teil, weil ich politische Prozesse und Verwaltung viel besser verstehe (wenn auch manchmal nur kopfschüttelnd).

10.) Du wirst ständig auf Events eingeladen

Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Kita-Eröffnungen, Vernissagen, Verabschiedungen verdienter Persönlichkeiten, Sportveranstaltungen, Infoveranstaltungen, Weiterbildungen, Ausfahrten zu Modellprojekten, Vorträge… Die Liste ist lang und abwechslungsreich. Ich selbst gehe kaum irgendwo hin, weil ich das zeitlich nicht unterbringe. Aber gelegentlich eben doch, und dann auch sehr gerne.

11.) Kein Geld und Kinder/pflegebedürftige Angehörige? Macht nix: Aufwandsentschädigung, Kinderbetreuungskosten

Je nach Wohnort und Gemeindegröße kannst du auch mit etwas Geld rechnen, damit der finanzielle Ausfall, den du durch dein Engagement hast, abgemildert wird. Die Höhe ist sehr unterschiedlich und wird von jeder Kommune selbst festgelegt. Versteuern musst du alles oberhalb eines Sockelbetrags, der bei 200 €/Monat liegt. Auch die Erstattung von Kinderbetreuungskosten für Sitzungszeiten ist möglich und je nach Gemeinde unterschiedlich geregelt. In einigen Bundesländern schreibt das die Gemeindeordnung auch so vor, z.B. in Baden-Württemberg.