„Mama, wieviel kostet es, ins Restaurant zu gehen?“
„Na, für uns vier so etwa 50 Euro, würde ich meinen. Kommt auf das Restaurant an.“
„Nee, Mama, das meine ich nicht.“
„Was meinst du dann?“
„Ich meine, wieviel kostet es, dass man ins Restaurant rein darf?“
Und da verstand ich. Meine Tochter glaubte, man muss Eintritt bezahlen, um Essen zu gehen. So, wie fast alles, was Spaß macht, Eintritt kostet. Und wir machen das so gut wie nie, außer heute, an ihrem 10. Geburtstag.
Wir waren Essen, jedenfalls fast. Im Restaurant, das in unserem Thermalbad kleine Speisen anbietet, und in dem wir sonst nur eine Portion Pommes kaufen, die wir zu unseren mitgebrachten Broten essen. Das ist auch okay so, denn die Restaurantzone mit den Tischen ist dazu gedacht, dass die Schwimmbadgäste dort ihr Vesper, wie wir hier in Baden sagen, verzehren.
Es war nicht viel, das ich uns bestellt hatte, nur eine Portion Pommes mit Ketchup und Majo (die mit 40 Cent echt teuer waren), und eine Portion Spaghetti mit Tomatensoße. Ich selbst aß ein Käsebrötchen und naschte von den Pommes. Wir bestellten keine Getränke, denn ein einfacher Eistee sollte 3,70 Euro kosten, und meine Kinder wissen, was man für 3,70 Euro kaufen kann. Das fanden wir alle zu viel für ein Getränk, keine Diskussion. Das Essen dort im Schwimmbad war eh schon nicht günstig.
Für fast 4 Euro bekommt man 4 Flaschen Cola, die es auch nur zu besonderen Gelegenheiten bei uns gibt. Wir tranken Leitungswasser, das wir in unsere Trinkflaschen abgefüllt hatten – zum Glück trinken meine Kinder gerne Wasser, und es schmeckt bei uns auch.
Die Spaghetti waren lecker, und die Portion ordentlich, denn das Restaurant führt neben dem Schwimmbadableger auch ein „richtiges“ Restaurant, das dem Bad angegliedert ist, und das einen guten Ruf hat. Es gab nix zu meckern. Aber Essen gehen ist eigentlich anders. Es ist nur nichts, was für meine Kinder normal ist. Restaurants kennen sie von runden Geburtstagen der Verwandten, und da zahlt nicht ihre Mama. Man sitzt auch nicht in Badeklamotten am Tisch und tropft. Und im besten Fall überlegt man auch nicht, ob man sich etwas zu trinken bestellen kann.
All das wusste ich schon vor heute. Was ich nicht wusste, ist dass meine Jüngste dachte, ins Lokal zu gehen koste Eintritt. Und ich kann gar nicht genau sagen, warum das so ist, aber es gab mir einen richtigen Stich. Vielleicht, weil es etwas mit Teilhabe zu tun hat, und damit, dass ich es als Kind viel besser hatte als meine Kinder. Aber hauptsächlich hatte ich das Gefühl, dass meinen Kindern durch unsere Familiensituation Welten verschlossen bleiben, oder dass ich sie ihnen nicht öffnen kann, und dass etwas fehlt. Nicht nur Geld. Kinderarmut grenzt aus. Das ist es.