„Wow, ist die Frau Illner dünn!“, war das erste, das mir durch den Kopf schoss, als mir Maybrit Illner am Donnerstagabend gegen 21:30 die Hand gab.
Da standen wir im ersten Stock oberhalb des noch menschenleeren Studios, das man aber gut durch all die gläsernen Wände sehen konnte. Schwer vorstellbar, dass ich da später vor Publikum stehen und mich fast 3 Million Menschen vor den Bildschirmen sehen würden. Das ganze hatte etwas sehr Surreales.
Frau Illner ist nicht nur dünn, sondern auch zackig, und das gefiel mir gut. Und sie trug enorm hohe Schuhe, ich staunte, wie frau in sowas das Gleichgewicht halten kann bzw. überhaupt eine Haltung haben – aber das ist wahrscheinlich auch Übungssache, wie so vieles. Zugewandt war sie auch, ein Profi eben.
Ich war ziemlich spät eingeflogen aus Zürich, aber das war auch gut so – ich wollte nicht zu viel Zeit in Berlin haben, um mich verrückt zu machen vor der Sendung. Denn natürlich war ich aufgeregt. Anders aufgeregt als vor der Zuschaltung im heute journal vergangenen Dezember, wo mir wirklich die Nerven flatterten, aber durchaus angespannt. Das tolle bei mir ist, und da habe ich Glück gehabt, dass ich meistens total fokussiert und auch locker bin, wenn es dann wirklich losgeht. Ich bin 100% da, das klappt fast immer.
Aber auch das ist Übungssache – ich denke da an den Spruch von Teresa Bücker, die irgendwann mal schrieb, wenn Du Anfragen für öffentliche Auftritte hast, sag immer zu! Ich habe mich daran gehalten und es noch nie bereut. (Bis auf kurz vorher, wenn ich im Erdboden versinken will und mich frage, warum zur Hölle ich diesen Event zugesagt habe.) Ich merke jedenfalls sehr deutlich, dass Übung die Meisterin macht. Was mir vor 2 Jahren noch totale Angst einjagte, z.B. kleine Lesungsauftritte oder die Vorstellung als Lokalpolitikerin im Wahlkampf bei Diskussionspodien, ist heute für mich komplett angstfrei.
Ich war also angemessen nervös, aber nicht zu nervös. Und vor allem neugierig. Ich wusste, wir würden 8 Bürgergäste sein, die mit Andrea Nahles (SPD) und Jens Spahn (CDU) in 2er Blocks diskutieren würden. Und ich würde leider erst ganz am Schluss der Sendung drankommen, zu einer Zeit, zu der ich sonst schon 2 Stunden schlafe. Aber das Wachbleiben war kein Problem, das hat das Adrenalin erledigt.
Um 21 Uhr betrat ich, wie verabredet, den Zollernhof, ging an der Security vorbei, und wurde in den VIP Raum geleitet, wo schon Jenna saß. Ich durfte nämlich jemanden mitnehmen zum Händchenhalten/Stärken, und da habe ich mir Jenna Behrends ausgesucht, die junge, ebenfalls alleinerziehende (oder, wie sie sagt, getrennt erziehende) CDU-Politikerin aus Berlin-Mitte, mit der ich schon länger in privatem Kontakt stehe. Wir umarmten uns, und ich fühlte mich wirklich gleich sicherer, obwohl wir uns erst ein Mal persönlich getroffen hatten, nämlich bei der Verleihung der Goldenen Blogger im Januar diesen Jahres, wo wir beide nominiert waren.
Essen konnte ich nichts, obwohl es ein Schnittchenbuffet gab, und auch zum Durstlöschen kam ich kaum, weil ich ständig irgendwo sein sollte: Zuerst in der Maske (wo ich, wie ich erst kurz vor dem Verlassen selbiger merkte, neben Andrea Nahles angemalt wurde), dann im Studio zur groben Orientierung, und dann ging die Sendung auch schon los.
Im Studio hing eine Uhr, auf der die 75 Minuten Sendezeit rückwärts liefen. Maybrit Illner sagte kurz vor dem Sendebeginn, wir würden uns wundern, wie schnell die Zeit vergeht, und das war wirklich erstaunlich – es fühlte sich an wie 20 Minuten. Besonders für mich, die ich ja als letzte auf der Liste der Gäste stand. Ich dachte schon, ich komme gar nicht mehr dran, aber dann gab es offenbar Verlängerung durch die Regie, und um 23:26 oder so wurde ich auch an den Stehtisch gebeten.
Mein Einspieler lief, den ich noch nicht gesehen hatte, und gar nicht angemessen würdigen konnte, und schon war ich mittendrin. Und das war irgendwie, ich kann es nicht anders sagen, geil. Ich hatte das Gefühl, trotz der späten Stunde und der knappen Zeit etwas Wichtiges beitragen zu können. Und sowohl Jens Spahn als auch Andrea Nahles hörten mir zu, sogar gut zu. Ich hätte liebend gerne noch 30 Minuten mit den beiden und Frau Illner weiterdiskutiert, und wir haben auch nach der Sendung noch gesprochen, was toll war. Ich habe etwas bewirkt, das war das Gefühl, das ich hinterher hatte. Dass da soundsoviele Millionen Menschen zugeschaut hatten, war irgendwie egal. Es war gut.
Nach der Sendung gab’s als Cool-Down noch ein geselliges, reichhaltiges Buffet, bei dem ich, wie es sich gehört, bis 2 Uhr nachts versackt bin und mich nett unterhalten habe. Auch das war fein, und ich habe mich prächtig amüsiert.
Und wenn mich nochmal jemand einlädt zu einer live Talkshow, dann gehe ich da gerne hin. Fernsehleute sind sehr easy im Umgang, und wenn ich’s mir recht überlege, dann würde ich eigentlich auch gerne Fernsehen machen. Die Mama arbeitet Talkshow. Ja, nun, träumen darf frau ja noch….
Hier meine 6 Minuten im Video: