PEKiP habe ich bei allen drei Kindern ausgelassen, Ballettunterricht hatte nur die Große, solange sie ein Einzelkind war (bis zum Alter von 6), und Fußball habe ich auch nur kurz bei der ältesten Tochter gestreift (da war sie 9).
Der Musikkindergarten mit dem Sohn war ein Reinfall, weil er nicht mitmachen wollte und nur ich albern sang und klatschte – bei der Jüngsten habe ich dererlei Versuche gleich unterlassen. Als vorbildliche Mama in Sachen frühkindlicher Bildung kann ich also nicht dienen.
Aber dieser Tage trumpfe ich richtig auf! Denn demnächst werde ich bei Elterngesprächen, wenn die unausweichliche Frage nach den Freizeitaktivitäten, Vereinen und Hobbys der Kinder kommt, einfach „Social Media“ antworten! Oder Moment, das klingt so nach früher Computersucht. „Die Jüngste (5) macht bei mir gerade mediale Früherziehung“, so ist das stimmig. :)
Wir hatten nämlich „das Fernsehen“ hier. Materialisiert in Form zweier junger Männer, dem Kameramann Michael Dees und seinem Begleiter, der assistierte. Beide, und das machte den Nachmittag so unvergleichlich locker, sind Väter von kleinen Kindern. Sie kamen im Auftrag des ZDF info, um für das Format 140 Sekunden einen Clip zu drehen, der sowohl im Fernsehen als auch online zu sehen sein würde.
Wie kam ich dazu?
Bei 140 Sekunden geht es um einen Tweet und seine Geschichte, bzw. den Menschen hinter dem Tweet – das ganze atmosphärisch dicht und trotzdem informativ. Es machte mich ein bisschen nervös, zu sehen, wen die Macher bereits portraitiert hatten, da sind Namen wie Sina Trinkwalder (@manomana), Teresa Bücker (@fraeulein_tessa) und Raul Krauthausen (@RaulDE) dabei. Und da sollte nun ich gezeigt werden? Hui.
Der Tweet, der mir als Eintrittskarte für diese tolle Sache diente, war dieser aus dem Oktober 2013:
Es gab ein telefonisches Vorgespräch Anfang März mit der Redakteurin des ZDF, die mich „aufgestöbert hatte“, das als Grundlage für das Script des Films diente (ja, man wundert sich, die Kameramänner hatten Ausdrucke mit Regieanweisungen dabei!), und am 18. März standen pünklich um 14 Uhr die beiden „Jungs“, wie meine Kinder sie nannten, vor der Tür. Sie waren weit angereist, 4-5 Stunden Anfahrt, und hatten einen Haufen Equipment im Gepäck.
Der Dreh des Films für 140 Sekunden
Fernsehen braucht viel Zeugs. Und viel Zeit. Allein der Aufbau der diversen Stative und Mikros dauerte gefühlt ewig, und richtig schwierig für mich wurde es, als ich auf einige Fragen mehrfach antworten musste, was nicht ausbleibt, wenn plötzlich das Telefon klingelt oder draußen ein Lastwagen vorbeifährt und den Ton versaut. Außerdem sollte ich auf keinen Fall in die Kamera gucken, sondern immer nur auf den freundlichen Assistenten, der mir als Prompter die Fragen stellte. Das ist gar nicht so einfach, wenn da eine Kamera im Raum steht!
Und nicht so ernst gucken sollte ich. Ha, das ist leicht gesagt! Als ewige Schnellrednerin musste ich einen Großteil meiner Konzentration darauf verwenden, mich auf ein normalverträgliches Tempo herunterzufahren. Und dann noch wissen, was man sagen will. Und freundlich gucken. Das ist Arbeit!
Gut 2,5 Stunden waren wir bei mir zuhause, ohne Kinder. Dann sind wir gemeinsam zur Kita gefahren, wo der Sohn (8) auch den Hort besucht, und haben die zwei abgeholt. Wir wollten noch einen Außendreh machen, am Bodensee, was sich ja anbietet bei der schönen Gegend, in der wir wohnen. Und das war nun wirklich genial, auch für die Kinder. Denn erstens gab’s ein Eis mit drei Kugeln (sonst spendiere ich maximal zwei!) und hinterher noch einen Milchshake, und zweitens hatten wir einfach nur eine gute Zeit dort am Wasser. Die Kinder kletterten herum, warfen Steine in den See, wir konnten uns ganz ungezwungen bewegen.
Und weil die Fernsehkameras heutzugage auch ganz klein sein können, und aussehen wie ein etwas teurerer Fotoapparat, sind wir auch gar nicht groß aufgefallen. Nicht einmal auf dem größten Platz der Stadt, der Marktstätte, auf dem ich 5 Minuten (gefühlte 15) ganz still in der Menschenmenge stehen sollte, damit ein Zeitraffeffekt entsteht.
Es kam auch zum Glück nur eine einzige Bekannte auf mich zu, die ich nur aus den Augenwinkeln sah und – hoffentlich freundlich – anzischte, sie möge bitte weitergehen. Ich war so fokussiert auf die Kamera, dass ich nicht weiß, wer es war. Das war ein fast meditativer Zustand, der nur möglich war, weil die „Jungs“ die Kinder bespaßten. Profis eben. ♥
Um kurz vor 19 Uhr waren wir wieder zuhause. Meine Kinder fanden Fernsehen machen toll. Und hätten die beiden Kameraleute gerne adoptiert als Onkels.
Schnitt – 3 Wochen später
Am 10. März geht der Clip online. Dass er nun im Computer erscheint statt im Fernsehen, zeigt meinen Kindern die crossmediale Präsenz von modernen TV-Formaten. Auf youtube und auf der Webseite von 140 Sekunden ist er zu sehen, youtube haben sie bisher vornehmlich als Musik- und Quatschkanal wahrgenommen, ich erweitere also ihren Horizont. Twitter und Facebook kennen sie eh schon, weil ich ihnen manchmal zeige, was ich da so mache.
Weil ich im vor kurzem erst in der Lokalzeitung, dem Südkurier, auf einem großen Bild zu sehen war (als Kandidatin für die Gemeinderatswahl für das Junge Forum Konstanz), ist die Jüngste ein bisschen durcheinander.
Sie fragt: „Mama, wie kommt denn nun die Zeitung ins Fernsehen?“ Auch das kann ich aufklären. Print, Online, Fernsehen. Ganz schön viel Input für eine 5-Jährige. Der 8-Jährige versteht das schon besser und findet uns cool, und die Große (13), die lieber mit ihren Freunden im Stadtgarten abhängen wollte als beim Dreh mitzumachen, sagt hinterher, das nächste Mal solle ich ihr aber Bescheid geben, „wenn sowas ist“. Mach‘ ich, Kind.