Viel zu lange schon habe ich sie mit mir herumgeschleppt, die alten Bücher aus der Studienzeit und der Zeit vor den Kindern. Hunderte englischsprachige Krimis, Romane, leichte und auch klassische Literatur in Deutsch, Französisch, Fachbücher, wasweißich.
Bücher wirft man ja nicht weg, jedenfalls nicht so leicht, und einige sind mir auch wirklich ans Herz gewachsen. Allerdings passten schon lange nicht mehr alle, die ich eigentlich gerne oben bei mir im Schlafzimmer, in Sichtweite, haben möchte, in mein kleines Regal.
Es standen die falschen Bücher dort, fand ich, und das hatte sich einfach so ergeben, dadurch, in welcher Reihenfolge ich sie gelesen hatte, und durch den Umzug vor 6 Jahren in diese Wohnung. Denn im Keller habe ich natürlich auch noch Bücher, da sind auch meine Schallplatten und CDs, und die anderen Dinge, die ich selten brauche, aber noch behalten möchte. (Und im Keller meiner Eltern warten auch noch 2 Kisten mit Büchern, ich weiß, Papa!)
Aktueller Anlass: #Umräumen2018
Nun habe ich wegen der Aktion #Umräumen2018, bei der der Sohn endlich ein eigenes Zimmer erhalten wird, und im Rahmen derer ich mit der Jüngsten zusammenziehen werde, in den ersten Tagen des Januars schon den Keller komplett entmistet und dabei einige hundert deutschsprachige Bücher in die Papiertonne hier im Haus gekloppt. Das war relativ einfach, obwohl es mich zuerst Überwindung kostete. Man schmeißt ja nicht alle Tage stapelweise Bücher in den Müll, und ich war nicht sicher, wie sich das anfühlen würde.
Die Nachbarn staunten auch, aber die wundern sich bei mir sowieso öfter mal, und wenn sie morgen in die Papiermülltonne schauen, während sie ihre Kartons entsorgen, werden sie vermutlich gleich wissen, wer da aufgeräumt hat – der Bücherwurm im Haus bin nunmal ich.
Tagelang ISBN-Nummern bei Buchaufkäufern eintippen? Nein danke
Ich weiß, dass es andere Möglichkeiten gibt, Bücher loszuwerden, als sie in der Papiertonne zu entsorgen, und auch, dass mein Vorgehen bei Einigen irgendwas zwischen Befremden und Entsetzen auslösen wird – aber für mich ist es genau richtig so. Denn die Bücher, von denen ich glaube, dass ich sie verkauft bekomme, habe ich aufbewahrt, und die anderen sind faktisch wertlos. Ich brauche sie nicht, um damit anzugeben, wieviele Bücher ich schon gelesen habe. Und ich möchte nicht tagelang ISBN-Nummern bei Buchaufkäufern wie Momox eintippen (Wobei ich mich ständig vertippe und Kopfweh bekomme), um dann zu erfahren, dass mein Buch einen Wert von 15 Cent hat.
Es hat seine Schuldigkeit getan, es ist aus Papier, und ich bin es niemandem schuldig, ein Buch im Umlauf zu erhalten. Früher, als ich noch mehr Skrupel dahingehend hatte, habe ich Bücher wild ausgesetzt, also irgendwo „verloren“, und gehofft, dass das Buch so einen neuen Besitzer findet. Mittlerweile denke ich, wenn mir das Buch nicht gut genug gefällt, dass ich es behalten möchte, dann will ich es auch niemand anders unterjubeln.
Ich will auch keine Bücher in einer Kiste mit einem „Zu verschenken“ Schild an den Straßenrand stellen, weil ich dann danach gucken muss, ob es regnet, ob die Kiste leer ist (Was sie nie sein wird, denn von 30 Büchern sind am Ende noch 25 da), und am Ende den ganzen Kram wieder in den Keller räumen – Befreiung fühlt sich anders an.
Manchmal wandert ein Buch schon nach 40 Seiten in die Tonne
Bücher, die mir gar nicht gefallen, werfe ich übrigens sofort in die Tonne, manchmal sogar schon, nachdem ich nur 20 oder 40 Seiten gelesen habe. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ war so ein Fall, und auch „P.S., I love you“ von Celia Ahern. Beide hätte ich wahrscheinlich sogar verschenken können, denn die Kritiker und Leser liebten diese Werke, aber ich fand, sie gehören in die Tonne. Eigentlich ist Bücher Wegwerfen ein Akt der Emanzipation: Ich darf das. Und ich habe kein schlechtes Gewissen dabei.
Und für alle, die das verwerflich finden, sei der Vergleich zum E-Book gezogen: Das E-Book existiert nur in virtueller Form, und Bücher wirken sowieso wie Nahrung, finde ich, und zwar in dem Menschen, der sie aufnimmt und mit dem Gelesenen etwas macht. Sie sind geistige Nahrung und ein flüchtiges Gut.
Ich bewahre nur noch Bücher auf, die mir etwas bedeuten: z.B. die meiner Autorenfreunde
Ausnahmen sind für mich Wörterbücher, die ich aus nostalgischen Gründen nicht wegwerfen kann, Klassiker, die ich liebe (Faulkner, Camus, Beauvoir, Siri Hustvedt und Co), und Bücher aus dem Studium, die der Grund dafür waren, dass ich anglistische Sprachwissenschaft und Romanistik studierte.
Und natürlich werfe ich die Bücher meiner Freunde nicht weg. Nein, die haben jetzt einen Ehrenplatz in meinem Regal im Schlafzimmer. Alle meine Autorenfreunde stehen da einträchtig nebeneinander. Man könnte auch sagen, es ist eine kleine, feine, Elternbibliothek und feministische Sammlung. Vereinbarkeit, Kinderhaben, Karriere und Romane von befreundeten Autoren – ich mag mein Bücherregal. Und freue mich besonders über jeden dieser Schätze, der eine freundliche Widmung von euch trägt.
Aufräumen macht glücklich – und Bücher wegwerfen oder verlosen auch. Mich jedenfalls!
P.S.: Das neue Buch von Rike Drust, „Muttergefühle 2“, steht gleich 3 Mal in meinem Bücherregal. Der Verlag hatte mir drei statt eines Rezensionsexemplars zugeschickt. Das Buch habe ich gelesen, sehr gemocht, aber noch nicht vorgestellt. Wer will jeweils eins der Bücher gewinnen? Ich verlose sie hiermit unter allen, die mir hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, dass sie daran interessiert sind. Dann ist endlich Ordnung im Regal, und Ihr habt was zum Lesen! Einsendeschluss ist der 31.01.2018.
Ergebnis der Verlosung: Gewonnen haben einmalandersmitscharf und Miriam. :)